Der deutsch-jüdische Paulus

Noch immer fordern die Paulusbriefe Forscher der politischen Theologie heraus. Dieser Korpus und die Figur des Paulus selbst sind auf deutschsprachigem Gebiet seit dem 18. Jahrhundert Gegenstand einer fruchtbaren Auseinandersetzung mit der Frage der Moderne. Die Rezeption des zweifellos ersten christlichen Theologen durch deutsch-jüdische Autoren und deren Versuche, eine spezifische Moderne-Kritik zu artikulieren, sind bisher nur unzureichend untersucht worden. Dabei verhandelt die Beschäftigung mit Paulus nichts weniger als das Selbstverständnis der Moderne und die moderne jüdische Identität.

Die meisten wissenschaftlichen Studien konzentrieren sich allerdings entweder auf den Pauluskorpus oder auf die jüdische Rezeption. Im Gegensatz dazu untersuchte dieses Projekt die Briefe selbst und ihre schöpferische Rezeption durch ein Netzwerk von jüdischen und nichtjüdischen Schriftstellern im 18., 19. und 20. Jahrhundert: Jacob Emden, Phillip Jacob Spener, Friedrich Nietzsche, Sigmund Freud, Franz Werfel, Leo Baeck, Karl Barth, Gershom Scholem, Martin Buber, Jacob Taubes und Carl Schmitt.

Forschungsstipendium der Minerva-Stiftung 2019–2020
Leitung: Idan Gillo