Davide Giuriato, Philipp Hubmann, Mareike Schildmann (Hg.)

Kindheit und Literatur
Konzepte – Poetik – Wissen

Litterae Bd. 235
Rombach Verlag, Freiburg 2018, 340 Seiten
ISBN 978-3-7930-9918-5

In den Geistes- und Kulturwissenschaften verläuft die Auseinandersetzung mit der Kindheit unter der wesentlichen Prämisse, dass diese nicht als biologisches Phänomen, sondern als Diskursfigur zu verstehen ist, die eine eigene Geschichte besitzt. Nach der bahnbrechenden Studie von Philippe Ariès wird die »Entdeckung der Kindheit« in der europäischen Moderne gemeinhin als Folge eines Prozesses beschrieben, der in der Frühen Neuzeit beginnt und um 1800 seine explizite lebensweltliche und diskursive Ausformung findet. Dabei setzt sich die Ansicht durch, dass die frühe Lebensphase der Kindheit nicht mehr als defizitäres Übergangsstadium, sondern als eigenwertige, von der Welt der Erwachsenen separierte Lebens- und Denkwelt zu verstehen ist. In der Art einer »black box« (Luhmann) gilt Kindheit nunmehr als schwer zugänglicher Raum vor der symbolischen Ordnung, der nicht nur besondere Wissensanstrengungen auf sich zieht, sondern auch zu Projektionen und Fiktionen einlädt. Die ästhetische, epistemologische und diskursive Funktion zu ermessen, die der Literatur in dieser vermeintlich jungen Geschichte der Kindheit zukommt, ist Hauptanliegen des Buches.

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»Das Verdienst dieses Bandes liegt darin, literarische Kindheitsentwürfe und Kinderbilder in ihrer Eigenständigkeit, in ihrer Poetik in den Blick zu nehmen und zugleich ›Kindheit als poetologische Reflexionsfigur‹ (16) im Kontext zeitgenössischer Kindheitstheorien zu situieren, also die Literaturwissenschaft mit anderen Wissenschaften in einen Dialog über Kindheit zu bringen.«
Pia Schmid, Monatshefte 113.2 (2021)
 
»Indeed, despite the wide range of works, time periods, and cultural contexts discussed in the collection, one view of childhood in particular stands out, lending a degree of cohesiveness to many of the collection’s contributions: the notion, articulated by Davide Giuriato in the introduction to the volume, ›dass Kindheit … ein arkanes Reich demarkiert, das den Erwachsenen im Grunde genommen nicht zugänglich ist.‹«
Elliott Schreiber, Goethe Yearbook 2020

 

Medienecho

01.06.2021
Kindheit und Literatur. Konzepte – Poetik – Wissen

Rezension von Pia Schmid, in: Monatshefte 113.2 (2021), 293–296

15.08.2020
Kindheit und Literatur: Konzepte—Poetik—Wissen ed. by Davide Giuriato, Philipp Hubmann, and Mareike Schildmann

Rezension von Elliott Schreiber, in: Goethe Yearbook 27 (2020), 361–363