31.01.2018 · 19.00 Uhr

Verleihung des Carlo-Barck-Preises an Kevin Liggieri

Ort: ZfL, Schützenstr. 18, 10117 Berlin, 3. Et., Trajekte-Tagungsraum

Um Anmeldung wird gebeten an Birgit Raabe, sekretariat@zfl-berlin.org

Mit dem 2017 vom ZfL erstmals vergebenen Carlo-Barck-Preis werden Dissertationen auf dem Gebiet der Literatur- und Kulturwissenschaften ausgezeichnet, die durch innovative Fragestellung und originelle Anlage bestechen. Der Preis wird alle zwei Jahre verliehen, das Preisgeld in Höhe von 10.000 Euro als sechsmonatiges Stipendium für einen Gastaufenthalt am ZfL vergeben.

Erster Preisträger ist der Bochumer Philosoph Kevin Liggieri. Seine Dissertation trägt den Titel »Zur Kultur- und Begriffsgeschichte der ›Anthropotechnik‹. Eine Untersuchung programmatischer Diskurse zwischen ›Menschenzucht‹ und ›Menschenbehandlung‹« und geht Entwicklung des Begriffs Anthropotechnik in verschiedenen Nationalsprachen nach. Mit ihrem breiten, interdisziplinären wie begriffsgeschichtlichen Ansatz weist sie vielerlei Bezüge zu den Forschungen von Karlheinz Barck und denen des ZfL auf.

Der Romanist Karlheinz »Carlo« Barck (1934–2012) ist bekannt für seine Forschungen zur Geschichte der Ästhetik und Imagination seit dem 18. Jahrhundert; ein besonderer Schwerpunkt lag dabei auf den französischen und spanischen Avantgarden des frühen 20. Jahrhunderts. Unter seiner Federführung wurde das Projekt der »Ästhetischen Grundbegriffe« erfolgreich durchgeführt. Barck hat das Forschungsprogramm des ZfL mit seinen grenzüberschreitenden intellektuellen Interessen nachhaltig mitgeprägt.

Programm

Vortrag des Preisträgers Kevin Liggieri:
Der Mensch zwischen Tier und Maschine? »Anthropotechnik« als Schlagwort

Die kulturwissenschaftliche Begriffsgeschichte der Anthropotechnik zeigt, wie sich Konzepte von menschlicher Züchtung und Selbstdeutung veränderten. Diese Konzepte orientieren sich besonders im 19. und 20. Jahrhundert zwischen Theorie und Praxis, zwischen Kunst und Wissenschaft, zwischen Mensch, Tier und Maschine. Anthropotechnik verweist dabei auf philosophische, anthropologische, human- und biowissenschaftliche sowie technische Diskurse und deren (inter-)nationale, interdisziplinäre und historische Aushandlungsprozesse.
Im Vortrag wird die Begriffsentwicklung sowie die Frage nach dem »Menschen« und seiner Optimierung in verschiedenen (Wissens-)Formationen diskutiert. Mensch und Technik befinden sich nicht nur in Abhängigkeitsbeziehungen, sondern eben auch in wechselseitigen Aushandlungsprozessen. In der Begriffsarbeit geht es weniger um eindeutige Antworten als vielmehr um bestimmte Arten des Zugriffes. Daran lässt sich zeigen, wie mit neuen Technik-Begriffen und Praktiken sich auch die Beschreibung des Menschen verändert.