Dilettantismus als Beruf – professional dilettantism. Wissenschaft und Kultur im Spannungsfeld Experte–Laie
Program
Eine Kooperation mit dem Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte Berlin
Der
Workshop "Dilettantismus als Beruf" beleuchtet den in der letzten Zeit
vor allem in der Literaturwissenschaft wieder diskutierten Begriff des
Dilettanten, um die damit untrennbar verbundenen Konzepte von "Experte"
und "Laie" auszuloten.
Dilettant und Experte sind Figuren des
Wissens: Der Experte ist sowohl durch sein Wissen, durch seine
Arbeitsmethode als auch durch seine institutionelle Bindung zu
definieren. Er ist ein Wissender, der von der scientific oder artistic community als Mitglied akzeptiert wird. Der Dilettant ist dagegen ein Wissender, der nicht von der scientific oder artistic community als Mitglied akzeptiert wird. Er ist ein Grenzgänger, der seinen persönlichen Neigungen folgt.
Vor
dem Hintergrund dieser Überlegungen sollen im Rahmen des Workshops
"Dilettantismus als Beruf" von der Situation um 1900 aus, Seitenblicke
auf die Jahrhundertwenden 1800 und 2000 geworfen werden, um den Wandel
der genannten Konzepte, ihre Geschichtlichkeit und ihre Aktualität zu
erfassen. Darüber hinaus wird es aber auch darum gehen, die Interferenz
verschieden konnotierter Dilettantismusbegriffe zu beschreiben.
PROGRAMM (Stand: 27.06.2006)
Freitag 14.07.
14:00 Begrüßung
14:15 Uwe Wirth (Berlin): Dilettantische Konjekturen
15:15 Andreas Daum (Buffalo): Fragment und Synthese: Überlegungen zur Rolle des "Dilettanten" im 19. Jahrhundert
16:45
Safia Azzouni (Berlin): Populärwissenschaftliches Schreiben als
"humanistische Naturwissenschaft": Wilhelm Bölsche und "der ästhetisch
angeflogene Bildungsmensch"
17:45 Stefan Willer (Berlin): Philologische Liebhabereien
Samstag, 15.07.
10:00
Marie-Theres Federhofer (Tromsø): Dilettantismus zwischen den Kulturen.
Adelbert von Chamissos Schrift über die Wale des Kamtschatkischen
Meeres (1824)
11:00 Jenny Beckman (Uppsala): Local Botany: Amateurs and professionals in modern local flora projects
13:30
Barbara Wittmann (Berlin): "Hör auf zu malen, Marcel, und such dir eine
Arbeit". Dilettantismus in der Bildenden Kunst der Moderne
14:30
Julia Kursell (Berlin): "Unter allen Feldern, in denen ich gearbeitet
habe, habe ich mich in der Musik am meisten als Dilettant gefühlt" -
Hermann von Helmholtz und die neue Wissenschaft vom Schall
16:00 Andreas Gailus (Minneapolis): Ein Theater des Infinitesimalen: Musil und die Grenzen der Genauigkeit
17:00
Mai Wegener (Berlin): Laienanalyse, wilde Analyse und die Lacanianer:
Psychoanalytiker als unmögliche Experten - Experten des Unmöglichen
Sonntag, 16.07.
10:00 Christina Wessely (Berlin): Kosmologische Spektakel. Die Welteislehre und die Theatralität des Wissenschaftlichen
11:00 Markus Krajewski (Weimar): Fragen an Dr. Sommer. Ein Institut für Erfindungen im Ersten Weltkrieg
12:30 Eckhard Schumacher (München): Existentielles Besserwissen. Dilettantismus und Professionalität im Pop-Diskurs
Ende des Workshops ca. 14:00