»Heilige Texte«. Fortleben und Wiederkehr einer Denkfigur in der Moderne
Program
Mittwoch, 15.06.2016
18.30
- Keynote Lecture
Jonathan Sheehan (Berkeley): Unholy Scripture. Reflections from an Age of Faith
Donnerstag, 16.06.2016
10.00–11.30
- Aline Seidel (Marburg): »Verstehst du auch, was du liest?«. Biblische Texte als Hl. Schrift und/oder Bible as Literature
- Silvia Richter (HU Berlin): »Heiliger Text« zwischen Philosophie und Literatur. Die Bibel in Franz Rosenzweigs Stern der Erlösung
11.45–13.15
- Thomas Taterka (Riga): »Bibeln eines Volkes«. Zum europäischen Nationalepos des 19. Jahrhunderts
- Gabriele Guerra (Rom): Lebensbilder eines Menschen. Religiöse Erzählstrategien zwischen den Weltkriegen (Jesus-Romane)
14.30–16.00
- David Wachter (Jena): Epiphanie um 1800. Dramaturgie der Engel bei Lessing und Kleist
- Verena Keidel (Hamburg): »A Clamor For Miracles«. Shaw und das Numinose Staunen im Theater der anglo-amerikanischen literarischen Moderne
16.30–18.00
- Jenny Körber (HU Berlin): Himmlische Gedanken. Das Sakrale zwischen Tradition und Moderne
- Johannes Traulsen (FU Berlin): Zu literarischen Konstruktionen von Heiligkeit in Joseph Roths Hiob und Die Legende vom heiligen Trinker
18.30–19.30
- Keynote Lecture
Wolfgang Braungart (Bielefeld): »Empfanget den heiligen Geist!« Kunst als ›Realisation‹ (Dorothee Sölle)
Freitag, 17.6.2016
10.00–11.30
- Daniel Schley (LMU München): »Heilige Texte« in Japan? Bemerkungen zum modernen Umgang mit dem Kojiki
- Alexandra Richter (Rouen): Das Leben in Schrift verwandeln. Das Heilige als philologische Kategorie bei Benjamin und Scholem
11.45–13.15
- Jan O. Jost-Fritz (Kansas State): Heiligung durch Säkularisation. Klopstocks Poeto-Theologie
- Sebastian Wilde (Göttingen): Exegetische Dichtung. Überlegungen zu Hölderlins Patmos
14.30–16.00
- Robert Buch (Sydney): Schreiben als Exerzitium bei Flaubert und Kafka
- Véronique Liard (Dijon): C.G. Jungs Antwort auf Hiob
16.30–18.00
- Nadjib Sadikou (IFK Wien): Textuelle Heiligkeit. Postmoderne Deutungen bei Fatou Diome und Rafik Schami
- Beate Sommerfeld (Poznan): Im Horizont des Göttlichen. Ludwig Meidners Text-Bild-Anthologien im Spannungsfeld zwischen ästhetischer Formanstrengung und Sakralität
In den letzten Jahrzehnten gibt es in der kritischen Theorie wie auch in der politischen Theorie, der Philosophie, der Kulturwissenschaft und der Literaturtheorie eine Wiederkehr der Religion zu verzeichnen: In den Werken so unterschiedlicher Autoren wie Giorgio Agamben, Alain Badiou, Harold Bloom oder Talal Asad ist die Religion so wichtig, dass bisweilen von einem religious turn (oder auch theological turn) gesprochen wurde. Der wissenschaftliche Diskurs über Religion an der Schnittstelle verschiedener Disziplinen versucht neben vielem anderen, einen der fundamentalen Begriffe der Religion neu zu konturieren: »heiliger Text«. In verschiedenen Disziplinen ist die Rede von »heiligen Texten«, doch der Begriff wird meist unhinterfragt vorausgesetzt. Diese symptomatische Leerstelle nehmen wir zum Anlass, um die Rede von »heiligen Texten« sowie die daraus folgenden Praktiken seit der Moderne zu untersuchen und kritisch zu hinterfragen.
Abb. oben: Great Isaiah Scroll Ch53, lizenziert unter Gemeinfrei über Wikimedia Commons