Matthias Schwartz: Wunderdinge und Glücksmaschinen. Fortschrittsvisionen in sowjetischer Science Fiction
Program
Vortragsreihe des ZfL im Rahmen der Ausstellung In 80 Dingen um die Welt. Der Jules-Verne-Code (26.09.2014–22.02.2015) des Museums für Kommunikation Berlin.
Der Eintritt zu den Vorträgen ist frei.
zum Vortrag:
Die Oktoberrevolution versprach 1917 in Russland eine neue Menschheitsepoche einzuleiten. In 80 Tagen um die Welt zu reisen und exotische Dinge von der kolonialen Peripherie mitzubringen, sollte nicht mehr ein Vergnügen weniger Privilegierter sein. Technischer Fortschritt und globale Kommunikationswege sollten allen dienen. Die klassenlose Gesellschaft versprach, die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen zu beenden, und statt dessen die Natur, die Maschinen, die Dinge untertan zu machen. Je mehr jedoch das utopische Ziel einer neuen Menschheit verloren ging, desto stärker hoffte man mit Hilfe revolutionärer Erfindungen und Entdeckungen, durch Glücksmaschinen und Wunderdinge ein besseres Leben zu errichten. Das Medium, in dem solche populären Hoffnungen fantastische Gestalt annahmen, war die Science Fiction. Doch sie verhandelte gleichzeitig immer auch deren ambivalente Schattenseiten. So lässt sich anhand unheimlicher, rätselhafter, häufig aus fernen Welten kommender Objekte – angefangen vom futuristischen »Aufstand der Dinge« bis zum mystischen »Raum der Wünsche« in Andrej Tarkovskijs Film »Stalker« – eine Faszinationsgeschichte sozialistischer Zukunftsvisionen und ihres sukzessiven Scheiterns erzählen.
Alle Termine:
Di, 14.10.2014, 18.30
Dirk Naguschewski: Die Briefmarke. Kulturwissenschaftliche Perspektiven auf eine vergehende Kunstform
Di, 13.01.2015, 18.30
Sandra Pravica: Datenbanken. Wenn Wissen digital vorauseilt
Di, 10.02.2015, 18.30
Matthias Schwartz: Wunderdinge und Glücksmaschinen. Fortschrittsvisionen in sowjetischer Science Fiction