Moritz Baßler (Münster): Populärer Realismus. Vom International Style gegenwärtigen Erzählens
Die These lautet, dass sich in den letzten Jahrzehnten ein International Style des Erzählens in Literatur, Film und Fernsehserie ausgebildet hat, der charakterisiert ist durch realistische Verfahren, Übersetzungsssprache, eine mythische Struktur (nach Barthes), bewohnbare Diegesen, die Abwertung von Narration im engeren Sinne sowie häufig durch die die Verwendung von archaischen Dingwelten, 'schweren Zeichen' und Midcult-Elementen. Wo letztere Elemente fehlen, kann von 'hedonistischem Realismus' gesprochen werden. Die entsprechenden Formate tendieren zum Seriellen. Die Frage lautet, ob dieses global erfolgreiche, marktgängige Erzählen trotz seiner realistischen Grundverfassung überhaupt an einer Poiesis teilhat oder, wie Adorno einst mutmaßte, vollständig in seiner Warenförmigkeit aufgeht.
Abb. oben: “Escaping Criticism” (1874) von Pere Borrell del Caso, Quelle: Wikipedia