Weimar in Amerika. Leo Strauss' Politische Philosophie
Program
Als im Jahr 2003 die USA einen neuen Krieg im Irak begannen, rückte die Bewegung des Neokonservatismus weltweit in den Brennpunkt medialer Aufmerksamkeit. Als Schlüsselfigur und Ideengeber der damit verbundenen antiliberalen Machtpolitik an den Grenzen der Rechtsstaatlichkeit wurde damals der politische Philosoph Leo Strauss mit seiner einflussreichen Schule sogenannter »Straussians« identifiziert. Aus heutiger Sicht sind solche Verschwörungstheorien nicht zu halten. Dennoch bleibt der deutsch-jüdische Emigrant Leo Strauss eine höchst aufschlussreiche Figur, um den kulturellen Wandel und die politische Polarisierung der USA nach 1945 zu verstehen. Ausgehend von dieser zeitgenössischen Lage untersucht Stephan Steiner in einer historisch-biografischen Studie die Transformationen und Kontinuitäten von Strauss’ Denken im Übergang von Europa nach Amerika. Er zeigt darin, wie Strauss eine spezifisch deutsche Kritik der Moderne nach Amerika brachte, die während der ersten Jahre in New York ausgearbeitet wurde. Anstatt philosophische Geistergespräche und autobiografische Selbstinszenierungen nachzubeten, wird so die Erfahrungsgeschichte von Strauss’ Denken lesbar gemacht.
Stephan Steiner ist Philosoph und arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Forschungsprojekt Wissensgeschichte der Synergie.