Uta Kornmeier/Stefan Zachow: Von Angesicht zu Algorithmus. Digitale Repräsentationen von Gesicht und Schädel
Lecture by Uta Kornmeier and Stefan Zachow in the context of the series »Encounter. Theorie und Praxis im Dialog«, Internationales Kolleg Morphomata, Universität Köln.
Digitale Simulationen von Gesicht und Schädel des Menschen bewegen sich im Spannungsfeld zwischen Normierung und Individualisierung: Wie kann auf der Basis verallgemeinerbarer Algorithmen und programmierbarer Faktoren ein planbares, aber zugleich einzigartiges Bildobjekt entstehen? Ganz unterschiedliche, kulturell bedeutsame Fragen begegnen denjenigen, die Digitalisierungen von Gesicht und Schädel entwickeln und – etwa präoperativ – einsetzen. Aber auch diejenigen, die über die kulturellen und historischen Implikationen solcher digitalen Repräsentationen nachdenken, stoßen hierbei auf weitreichende Fragestellungen.
Unter dem Titel „Von Angesicht zu Algorithmus – digitale Repräsentationen von Gesicht und Schädel“ adressieren Stefan Zachow aus Sicht der Informatik (Zuse-Institut Berlin) und Uta Kornmeier aus Sicht der Kulturwissenschaft (Zentrum für Literatur- und Kulturforschung Berlin) solche Fragen sowohl aus praxeologischer als auch aus theoretisch-historischer Perspektive.
Im Kontext der praktischen Anwendung ist beispielsweise fraglich, mit welchen wissenschaftlichen, aber auch medizinischen Interessen und unter welchen (gesellschaftlichen, ökonomischen) Bedingungen Gesichtssimulationen entwickelt und eingesetzt werden. Eröffnen informationstechnische Herstellungsverfahren einen eigenen Zugang zu historischen Fragen der Repräsentation zwischen individueller Ausdruckskraft und allgemeinen Bildgebungsverfahren? Und wie lässt sich dies in die Epochensignatur des digitalen Wandels eintragen? Aus theoretischer, reflektierender Perspektive ist weiteres und anderes zu erwägen: Wie nimmt man digitale Bilder, die auf Grundlage von anatomischen Daten erzeugt werden, wahr und um was für eine Kategorie von Bildern handelt es sich dabei? Wie schließen digitale Simulationen an ältere Visualisierungen von Gesicht und Schädel an? Wodurch entsteht überhaupt so etwas wie die Individualität eines Gesichtes und wie lässt sie sich sowohl künstlerisch als auch medizintechnisch abbilden?
Auf eine kurze Einführung in das Thema des Abends folgt Stefan Zachows Input aus der Praxis und Uta Kornmeiers Kommentar. Nach einem Dialog zwischen den beiden wird die Diskussion geöffnet. Anschließend lädt Morphomata zu einem kleinen Empfang. Die Veranstaltung ist öffentlich: Gäste sind herzlich willkommen.
Uta Kornmeier is an art historian and head of the DFG project Intimate Images. The History of Radiography in the History of Art.