nachDenken. Internationale Wirkungsgeschichte der deutschsprachigen Geisteswissenschaften und ihrer Sprache
Die aktuelle Kontroverse über den Gebrauch des Deutschen oder Englischen in wissenschaftlichen Publikationen und Gesprächen betrifft die Geistes- und Kulturwissenschaften nicht nur wegen des überwiegend sprachlichen Status ihrer Gegenstände in besonderer Weise, sondern auch weil ihre Begriffe, Methoden und Denkstile nicht von der Sprache zu lösen sind.
Um das gegenwärtige Pro und Contra, das im Gegensatz zwischen Globalisierungs- und Traditions-Argumenten erstarrt ist, zu überschreiten, gilt es, eine andere Grundlage für die Debatte zu gewinnen: Welche spezifischen Erkenntnisweisen und welche hermeneutischen, philologischen, begriffsgeschichtlichen, geschichts- oder bildwissenschaftlichen Theorien sind es denn, die u.a. mit dem Verzicht auf das Deutsche als Wissenschaftssprache verloren gingen? Gibt es ein epistemologisches Potenzial aus der Wissenschaftsgeschichte der deutschen Geisteswissenschaften, das in der sich weiter internationalisierenden Forschungslandschaft nicht ohne Not verschwinden sollte? Damit geht es um die Frage nach dem vergangenen und künftigen Ort der deutschsprachigen Geisteswissenschaften in der internationalen Wissenschaft.
Program
Donnerstag, 01.12.2011
15.00–17.00 Uhr
Irmela Krüger-Fürhoff, Dirk Naguschewski: Begrüßung und Moderation
Sigrid Weigel (ZfL): Erbschaften und Potenziale. Zu den zwei Seiten der deutschsprachigen Geisteswissenschaften
Angelika Neuwirth (FU Berlin): Vom Historismus über die Muhammad-Forschung zur Enthistorisierung. 200 Jahre kritische Koranforschung
17.30–19.30 Uhr
Moderation: Judith Elisabeth Weiss
Andreas Beyer (Paris): Eine Kunst, viele Sprachen. Zur Internationalität der Kunstgeschichte
Sabine Meine (Venedig): Karriere im Exil. Der Fall des Musikwissenschaftlers Alfred Einstein
20.00 Uhr
Abendvortrag
Michael Hagner (Zürich): Monolingualismus, Hyperprofessionalität und die Krise der Urteilskraft
Moderation: Irmela Krüger-Fürhoff
Freitag, 02.12.2011
09.30–11.30 Uhr
Moderation: Stefan Willer
Hinrich C. Seeba (Berkeley): Sprachlichkeit des Denkens. Ein Paradigma der Hermeneutik in der kulturwissenschaftlichen Praxis
John Hamilton (Harvard): Die Rezeption der Rezeption. Wilhelm Dilthey in den USA
12.00–13.00 Uhr
Moderation: Martin Treml
Paul Fleming (Cornell): Die Narbe Auerbachs. Mimesis in den USA
14.30–15.30 Uhr
Moderation: Margarete Vöhringer
Michael D. Gordin (Princeton): Die Allgemeinsprache der Slawen. Deutsch als Wissenschaftssprache in Russland im 19. Jahrhundert
16.00–18.00 Uhr
Moderation: Anne-Kathrin Reulecke
Stephan Braese (Aachen): Deutsch als Wissenschaftssprache in der Praxis Sigmund Freuds und Victor Klemperers
Birgit R. Erdle (London/Frankfurt a.M.): Polyglotterien. Psychoanalytische Sprachforschung von ostmitteleuropäischen Intellektuellen, 1920–1938
19.00 Uhr
Veranstaltungsort: Akademie der Künste, Pariser Platz 4, 10115 Berlin
Abendvortrag
Hans Ulrich Gumbrecht (Stanford): Wie deutsch waren die Geisteswissenschaften – und sollten sie sein?
Podiumsdiskussion
Michael Jeismann im Gespräch mit
Andreas Beyer (Paris), Hans Ulrich Gumbrecht (Stanford), Jürgen Trabant (Berlin/Bremen), Sigrid Weigel (ZfL)
Samstag, 03.12.2011
10.30–12.30 Uhr
Moderation: Daniel Weidner
Udi E. Greenberg (Dartmouth): German Religious Thought in the US
Leopoldo Waizbort (São Paulo): Zur Rezeption deutschsprachiger Sozialphilosophie in Brasilien
14.00–16.00 Uhr
Moderation: Ernst Müller
Faustino Oncina Coves (Valencia): Reinhart Koselleck. Querdenker der Geisteswissenschaften
Justus Fetscher (Mannheim): Wortverbindungen, mystische Terminologie. Potenziale der Begriffsbildung im Deutschen
16.30–18.30 Uhr
Moderation: Birgit Griesecke
Eva Cancik-Kirschbaum (FU Berlin): Babylons 'Eigenbegrifflichkeit' als Programm
Thomas Macho (HU Berlin): Denkstile. Anmerkungen zur Ideengeschichte, unter Bezug auf Lovejoy und Huizinga
Finissage