Figuren des Ausdrucks. Formation einer Wissenskategorie zwischen 1700 und 1850
Program
Zwischen 1700 und 1850 entwickelte sich der Ausdruck zu einem Fachbegriff und erfuhr in verschiedenen Feldern von Kunst und Wissenschaft, insbesondere für anthropologische Fragen, eine enorme Aufwertung. Der Höhepunkt des epistemischen Interesses an allen natürlichen wie künstlerischen Ausdrucksphänomenen wurde dann im späten 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts erreicht. Die praktischen und diskursiven Veränderungen der unterschiedlichen Ausdruckskulturen in den Wissenschaften und Künsten während dieser 150 Jahre umfassenden Formationszeit des Begriffs sind Gegenstand der Arbeitstagung.
Im Zentrum stehen personale Figuren des Wissens, verschiedene Darstellungsweisen des Schauspielers, Musikers, Tänzers, Malers, Rhetors, Denkers und Wissenschaftlers, die über Disziplingrenzen hinweg untersucht und in ihren geschichtlichen Veränderungen nachgezeichnet werden. Die vielfältigen Bezüge, in denen sich Theorien und Praktiken des Ausdrucks entfalten, werden in kulturwissenschaftlicher Perspektive thematisiert, was neben deren fachwissenschaftlichen auch philosophische und wissenschaftsgeschichtliche Aspekte einschließt.
Wird Ausdruck in der geläufigsten Bedeutung als Manifestation von Absichten und Affekten beim Individuum verstanden, dann erschließt ein interdisziplinärer kulturwissenschaftlicher Zugang den Ausdruck auch als produktionsästhetische Kategorie der Gestaltung, (Trans-)Formation und Sublimierung künstlerischer und wissenschaftlicher Artefakte und darüber hinaus als Beobachtungskategorie der Wissenschaften. In seiner Bedeutung als operationaler Terminus eines sich im 18. Jahrhundert formierenden Diskurs- und Metaphernfeldes lässt sich Ausdruck nur im Dialog zwischen verschiedenen Künsten und Wissenschaften untersuchen. Die Arbeitstagung ist demzufolge als Gedankenaustausch zwischen Kunst-, Musik-, Theater- und Literaturwissenschaftlern, Wissenschaftshistorikern und Philosophen gedacht.
Mittwoch, 21.01.2009
14.00 Uhr
Sigrid Weigel (ZfL)
Begrüßung
Tobias Robert Klein (ZfL), Erik Porath (ZfL)
Einführende Bemerkungen
14.30
Kevin Joel Berland (Shenango, PA)
Signs diagnostick, and prognostick: The evolving language of temperament in physiognomy
Dietmar Till (Tübingen)
Die Biene und die Spinne. Rhetorische Poetik und Ausdrucksästhetik im 18. Jahrhundert
16.30
Melissa Percival (Exeter)
Less is more: Imaging the face in the eighteenth century
Linda Walsh (Milton Keynes)
Finding a middle way: the search for a language of expression in mid eighteenth-century French genre painting
Donnerstag, 22.01.2009
10.00
Søren Møller Sørensen (Kopenhagen)
Touching - Moving - Saying. Some remarks on the notions of vibration and resonance in musical thinking around 1800
Petra Löffler (Wien)
Figuren des Ausdrucks in Schauspieltheorie und Medizin um 1800
12.00
Nicolas Pethes (Hagen)
"She smiled as if much amused". Die Generierung expressiver Gesten in Menschenversuchen
12.45
Abschlussrunde