Bunte Steine
Ein Lapidarium des Wissens
Mit dem Lapidarium legen die Autoren den vorletzten Band ihrer Tetralogie vor, in dessen Mittelpunkt mit Mineralien und Steinen das dritte Reich der Natur steht. Gerade die Steine, die das Unbelebte verkörpern, erweisen sich dabei als äußerst dynamische Gebilde. Wie bereits für Tier und Pflanze, deren Vielfalt die Vorgängerbände gewidmet waren, so zeigt sich auch für die Steine, dass jegliche Bemühungen, zwischen den Seinsarten Grenzziehungen vorzunehmen, immer wieder selbst an ihre Grenzen stoßen. Zugleich fördert eine Wissensgeschichte der Steine eine Vielzahl spezifischer Phänomene zutage: Dazu gehören etwa Methoden der Datierung oder der Kristallzüchtung, Theorien der Zeitlichkeit oder der agency der Dinge und nicht zuletzt spezifische Disziplinen wie Mineralogie, Biogeochemie oder Quantenphysik.
In üppig illustrierten Vignetten über Goniometer, Ohr- und Zungensteine, Bezoare und Flüssigkristalle schlagen die Autoren den Bogen von der paläontologischen Semiotik, die Fossilien als Zeichen des Vergangenen liest, zu Experimenten, die der Psychoanalytiker Josef Breuer zum Gleichgewichtsorgan durchführte; von Radionukliden, die nach Atomwaffentests menschliche Körper verstrahlen, über Lagesensoren, die in moderne Smartphones verbaut sind, gelangen sie zu Quarzkristallen, die, einmal entsprechend programmiert, als Äquivalente zu Wünschelruten herhalten können.
Alle Titel der Tetralogie:
- Vom Übertier. Ein Bestiarium des Wissens, 2006 (edition suhrkamp 2459)
- Das Wuchern der Pflanzen. Ein Florilegium des Wissens, 2009 (edition suhrkamp 2547)
- Bunte Steine. Ein Lapidarium des Wissens, 2014 (edition suhrkamp 2655)
- Kultur. Ein Machinarium des Wissens, 2014 (edition suhrkamp 2650)