Ideologie. Eine Wiederaufnahme
Eine Kooperation des ZfL und des Germanistischen Instituts der Ruhr-Universität Bochum
Der Workshop reagiert auf die gegenwärtige Virulenz des Ideologiebegriffs ebenso wie auf eine Randständigkeit seiner wissenschaftlichen Reflexion. Ziel ist die Sondierung von Ideologiekonzeptionen, die historische Rekonstruktion ihres Deutungs- und Erklärungsanspruchs und der ihnen inhärenten Aporien.
Der Begriff der Ideologie reduziert sich nicht auf den Befund eines ›falschen Bewusstseins‹. Vielmehr stellt er ein Reflexionsreservoir dar, das anthropologische Prämissen, politische Verortungen und ästhetische Projekte zueinander ins Verhältnis setzt. Auf diese Weise hat der Ideologiebegriff seit dem 18. Jahrhundert eine zentrale Funktionsstelle in der Interpretation sozialer Transformationen eingenommen.
Vor diesem Hintergrund zielt der Workshop darauf, die rein epistemologische Lesart von ›Ideologie‹ in zweifacher Hinsicht zu erweitern: Zum einen werden Aspekte der Affekt- und Körperpolitik sowie der Institution miteinbezogen; zum anderen wird die Geschichte des Ideologischen auf ihre literaturgeschichtlichen und medientheoretischen Implikationen hin befragt.
Abb. oben: Illustration einer camera obscura (12-Loch-Kamera), in: Bettini, Apiaria universae philosophiae mathematicae. Quelle: Wikimedia commons
Programm
Freitag, 05.07.2019
10.00–10.20
Till Breyer (Bochum), Mareike Schildmann (ZfL): Begrüßung und Einführung
Moderation: Alexandra Heimes
10.20–11.10
Falko Schmieder (ZfL): Thesen und Fragen zum Ideologiebegriff heute
11.10–12.00
Patrick Hohlweck (ZfL/HU Berlin): Friday und Robinson
Moderation: Till Breyer
12.10–13.00
Patrick Eiden-Offe (ZfL/HU Berlin): Hegels Wesenslogik als Ideologietheorie
Moderation: Gerhard Hommer
14.20–15.10
Mareike Schildmann (ZfL): Die sinnlichen Enden der Ideologie. Politische Affektenlehre in Büchners »Dantons Tod«
15.10–16.00
Till Breyer (Bochum): Lichtbilder der Ideologie: Von Marx zu Fontane
Moderation: Rupert Gaderer
16.20–17.10
Christine Achinger (Warwick): Ideologie und narrative Form bei Freytag und Lukács
17.10–18.00
Lars Friedrich (Frankfurt a.M.): Die blauen Flecken der Ideologiekritik. ›Donquijoterien‹ in Marx, Lukács, Adorno und Benjamin
Samstag, 06.07.2019
Moderation: Zaal Andronikashvili
10.00–10.50
Sandra Janßen (KIT Karlsruhe): Totalitäre Ideologie – eine Systemfrage oder eine der (historischen) Epistemologie?
10.50–11.40
Sami Khatib (Lüneburg): Ästhetik der Warenform: Ideologie, Phantasmagorie oder Fetisch?
Moderation: Mareike Schildmann
11.50–12.40
Friedrich Balke (Bochum): Beschwörung und Besessenheit: Die Rolle der Mimesis in der ideologischen Anrufung (mit einem Blick auf Ludwig Tiecks »Der Aufruhr in den Cevennen«)
Moderation: Andrea Erwig
13.40–14.30
Roman Widder (HU Berlin): Poetik der Übereinstimmung. Ideologieaffirmation in Peter Weiss’ »Die Ästhetik des Widerstands«
14.30–15.20
Francesca Raimondi (Kunstakademie Düsseldorf): Gespenstische Ideologie. Über die Struktur neoliberaler Gegenwart