23.11.2021

Förderung der Leibniz-Gemeinschaft für das Verbundvorhaben »Das 20. Jahrhundert in Grundbegriffen«

Die Leibniz-Gemeinschaft hat auf ihrer Jahrestagung bekannt gegeben, das Vorhaben »Das 20. Jahrhundert in Grundbegriffen« (»The 20th Century in Basic Concepts«) unter Leitung von Ernst Müller (ZfL) im Rahmen der Förderlinie Leibniz-Kooperative Exzellenz mit einer Gesamtsumme von 995.500 € zu unterstützen. Das auf drei Jahre angelegte Projekt untersucht erstmals Kontinuitäten und Diskontinuitäten umstrittener Grundbegriffe aus den politischen und gesellschaftlichen Diskursen des vergangenen Jahrhunderts. Um die Veränderungen politisch-sozialer Sprache im »Zeitalter der Extreme« (Eric Hobsbawm), das von zwei Weltkriegen und den damit verbundenen sozialen und territorialen Umwälzungen geprägt war, zu untersuchen, bietet die deutsche Geschichte des 20. Jahrhunderts geradezu laborartige Bedingungen.

Im Bereich der historischen Semantik haben unterschiedliche methodische Ansätze und disziplinäre Traditionen oft zu Dissens geführt. Die am Projekt beteiligten Institute – das Leibniz-Zentrum für Literatur- und Kulturforschung (ZfL) in Berlin, das Leibniz-Institut für deutsche Sprache (IDS) in Mannheim und das Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam (ZZF) – arbeiten seit Langem daran, diese Konflikte zu überwinden. Während sich das kanonische Wörterbuch der Geschichtlichen Grundbegriffe von Reinhart Koselleck vor allem auf das 18. und 19. Jahrhundert konzentrierte, gehen die drei Institute nun gemeinsam die Herausforderungen einer Begriffsgeschichte des 20. Jahrhunderts an, und zwar durch eine methodische Innovation, die in der Integration verschiedener digitaler Werkzeuge mit hermeneutischen Ansätzen besteht. Das Hauptziel des Projekts ist die Veröffentlichung eines digitalen Wörterbuchs mit ca. 150 Einträgen. Organisiert und koordiniert wird die Arbeit am ZfL, verfasst werden die Einträge von den Projektmitgliedern sowie externen Autor*innen.

Jedes der Teilprojekte widmet sich der Analyse einer anderen Art von Grundkonzept. Das ZfL wird sich dabei auf Konzepte konzentrieren, die ihren Ursprung in den Wissenschaften haben und in gesellschaftspolitische Diskurse übergegangen sind (wie ›Energie‹, ›Evolution‹, ›Gen‹). Das IDS untersucht politische Konzepte mit einer besonders großen zeitlichen und soziale Reichweite (wie ›Demokratie‹, ›Diktatur‹, ›Gerechtigkeit‹, ›Links/Rechts‹), und das ZZF wird sich mit Prozess- und Zeitkonzepten (wie ›Fortschritt‹, ›Modernisierung‹, ›Geschichte‹) beschäftigen. Die gemeinsame Arbeit soll nicht nur die historische Semantik in das 21. Jahrhundert bringen, sondern auch ein Referenzwerk für zukünftige Forschungen zur deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts schaffen.

 

Zur Projektwebseite:

Das 20. Jahrhundert in Grundbegriffen