01.10.2021

Heisenberg-Stelle der DFG für Tobias Wilke mit dem Projekt »Digitale Sprache«

Der Literatur- und Medienwissenschaftler Tobias Wilke hat am ZfL die Arbeit an seinem Projekt Digitale Sprache. Linguistik, Kommunikationsforschung und Poetik im frühen Informationszeitalter aufgenommen. Gefördert wird das Projekt durch Mittel aus dem Heisenberg-Programm der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Wilke untersucht in breiter wissensgeschichtlicher Perspektive die Zusammenhänge von Digitalität und natürlicher Sprache, die sich an den disziplinären und diskursiven Schnittstellen von Linguistik, Kybernetik, Informationstheorie und Poetik der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ausformen.

Ziel ist es, in diesem Zeitraum entstehende Konzepte von ›digitaler Sprache‹ in ihren epistemischen Grundlagen, technischen Bedingungen, politisch-institutionellen Kontexten und kulturellen Funktionen zu analysieren und auf diese Weise die frühe Genealogie des sogenannten information age einer neuen Betrachtung zu unterziehen. Der Fokus liegt dabei nicht allein – bzw. nicht vorrangig – auf der Ausprägung des Digitalen in Gestalt von binär codierter und elektronisch prozessierter Information. Vielmehr verfolgt Wilke die Frage, wie sich – parallel zur maschinellen Datenverarbeitung auf der Basis mathematisch-formaler Codierung – weitaus umfangreichere Vorstellungen von Digitalität konstituieren, die zusehends auch vor allem das Wissen vom Aufbau und Funktionieren natürlicher Sprachen prägen.

Als Grundlage der Untersuchung dient ein entsprechend weit gefasstes Korpus aus Theorien, Forschungsdesigns, experimentellen Praktiken, Technologien und (Auf-)Schreibverfahren. Durch dies wurde das ›alte‹ Medium Sprache als ein digitales Kommunikationsmittel neu bestimmt, d.h. in seinen phonematischen, lexikalischen, grammatischen und syntaktischen Strukturen analysiert sowie – aufbauend auf diesen wissenschaftlichen Strategien – auch im Kontext ästhetischer Programme als Wissensgegenstand formiert und reflektiert.

 

Tobias Wilke war zuletzt mit dem Projekt Sound Writing. Experimenteller Modernismus und die Poetik der Artikulation Alexander von Humboldt-Stipendiat am ZfL. Nach einem Studium der Neueren deutschen Literatur, Philosophie und Politikwissenschaft promovierte er 2008 an der Eberhard Karls Universität Tübingen und der Princeton University in New Jersey mit einer Arbeit zu Dingkonzepten und Wahrnehmungstechniken 1918–1939. Von 2009 bis 2018 war er Juniorprofessor am Department of Germanic Languages der Columbia University in New York.

 

Zur Projektwebseite:

Digitale Sprache. Linguistik, Kommunikationsforschung und Poetik im frühen Informationszeitalter