Aus acht Einreichungen für den »Walter Benjamin Förderpreis für junge Forschende« wurde das Vorhaben »Working with Benjamin on Law« von Alexis Alvarez-Nakagawa (European University Institute, Florenz), Hannah Franzki (Universität Bremen) und Rafael Vieira (Federal Fluminese University, Rio de Janeiro) ausgewählt.
Der mit 4500 Euro dotierte Preis wird von der International Walter Benjamin Society, dem Walter Benjamin Archiv und dem Leibniz-Zentrum für Literatur- und Kulturforschung gestiftet und ermöglicht jungen Forscherinnen und Forschern die eigenständige Konzeption, Organisation und Durchführung eines zweitägigen Workshops.
Die Preisträger beabsichtigen, Benjamins Schriften über Recht, Gerechtigkeit, Gesetz und Gewalt mit aktuellen rechtswissenschaftlichen Diskursen in Verbindung zu bringen. Dabei tragen sie der Tatsache Rechnung, dass Benjamins philosophische Schriften zum Thema seit Jahren großen Einfluss auf die kritischen Rechtswissenschaften haben. Diese juristischen Debatten mit denen der internationalen Benjamin-Forschung zusammenzuführen, ist die grundlegende Absicht des Workshops.
Den Ausgangspunkt stellt die Frage, inwieweit Benjamins Schriften – darunter »Über die Kritik der Gewalt«, »Theologisch-politisches Fragment«, »Kapitalismus als Religion« oder »Über den Begriff der Geschichte« – für die wissenschaftliche Deutung aktueller Rechtsauffassungen nutzbar gemacht werden können bzw. auf diese anwendbar sind. In welchem Maße tragen sie zu ihrem Verständnis bei? Welche Vorstellungen von Recht, Gesetz und staatlicher (Gewalt-)Herrschaft sind mit Benjamins Analysen schwer vereinbar? In welchem Verhältnis stehen Benjamins Theorien zu politischen Ereignissen in Deutschland, Frankreich, Chile, Brasilien, Bolivien oder Hongkong?
Der Workshop wird im Wintersemester 2020/2021 in Berlin stattfinden. Geplant ist die gemeinsame Diskussion ausgewählter Schriften Benjamins und der eingereichten Beiträge und Fragen, die im Anschluss an den Workshop in einem webbasierten Forum veröffentlich werden sollen.