ZfL INFO 45/2018: ZfL-Sommerakademie-Vorträge von Ruth Mayer und Christiane Reitz, 10./11.10.2018
Öffentliche Abendvorträge im Rahmen der Internationalen Sommerakademie des ZfL 2018: Epos und Episode (10.–13.09.2018)
Ort: ZfL, Schützenstr. 18, 10117 Berlin, Trajekte-Tagungsraum 308
Montag, 10.09.2018, 19.00 Uhr
Ruth Mayer (Leibniz Universität Hannover): Managing Complexity. Modernity, the Film Serial, and the Hazards of Neverending Storytelling
Film serials were immensely popular formats of storytelling in the silent and early sound cinema, and my talk will focus on the longest American silent film serial: The Hazards of Helen, which ran between 1914 and 1917 in 119 episodes of about 20 minutes each, amounting to about 24 hours of film. As a pre-cliffhanger serial, The Hazards of Helen engages in episodic storytelling, enacting story after story around an athletic heroine facing the dangerous and demanding challenges of modernity. Week after week, this film serial tells the same story all over again, using up a series of actresses in its course. In doing so, it generates storyworlds that are not so much organized in a linear fashion, but rather rely upon the narrative principles of sprawl or concrescence. It is both long and short, slow and rushed, epical and episodic at the same time. My talk will investigate this narrative logic in close conjunction with the larger contexts of modern mass culture in the United States.
Ruth Mayer ist Professorin für American Studies an der Leibniz Universität Hannover. Ihre Forschungsschwerpunkte sind die transatlantische Moderne, Massenkultur, Stummfilm und die Verfahren von Serialisierung und Verkürzung. Sie leitet das DFG-geförderte Forschungsprojekt Contingency and Contraction: Modernity and Temporality in the United States, 1880–1920 (2018–2021).
https://www.facebook.com/events/228226347904036/
Dienstag, 11.09.2018, 19.00 Uhr
Christiane Reitz (Universität Rostock): 1000 Schiffe oder 1186? Zur Poetik des Katalogs in antiker epischer Dichtung
Der Vortrag beschäftigt sich mit dem Stellenwert von Listen und Kataloge in griechischen und lateinischen Epen. Der homerische Schiffskatalog im zweiten Buch der Ilias ist das erste und prominenteste Beispiel für einen ›Truppenkatalog‹, kein Epos verzichtet in der nachfolgenden Tradition auf dieses strukturelle Element des Erzählens. Listen und Kataloge bieten aber in besonderer Weise, eben wegen ihrer Wiedererkennbarkeit und ihrer formalen Markiertheit, die Gelegenheit zum generischen Experiment, zum Übersteigen, Dehnen und Raffen ihrer Stoffe, zur Selbstreflexion des Katalogdichters und zur Problematisierung seiner Inspirationsinstanz.
Christiane Reitz ist seit 1999 als Klassische Philologin mit dem Schwerpunkt Latinistik am Heinrich Schliemann-Institut für Altertumswissenschaften der Universität Rostock tätig. Ausgebildet wurde sie an den Universitäten Bonn und Heidelberg. Die Schwerpunkte ihrer Arbeit liegen auf dem Gebiet des antiken Epos, auf der Untersuchung des Phänomens der literarischen Verkürzung (Epitomai) und auf der Rezeption antiker Stoffe und Themen in der Kunst- und Kulturgeschichte der Renaissance und des Empire.