Prof. em. Eberhard Lämmert †

Germanist/Literaturwissenschaftler, Gründungsdirektor

Zur Person / Vita

Eberhard Lämmert, geb. am 20.9.1924 in Bonn, gest. am 3.5.2015 in Berlin, promovierte 1952 in Bonn mit der Dissertation »Bauformen des Erzählens«, die zu den bedeutendsten Werken der deutschen Nachkriegsgermanistik zählt. 1960 habilitierte er sich für mittelalterliche und neuere Deutsche Philologie in Bonn, es folgten Professuren in Berlin und Heidelberg. Von 1976 bis zu seiner Emeritierung 1992 war er Professor für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Freien Universität Berlin, von 1976 bis 1983 deren Präsident. Gastprofessuren führten ihn u.a. nach Aarhus, Princeton, Cambridge, St. Louis und São Paulo.

Bis 1999 leitete er das ZfL und wirkte als Vorstandsvorsitzender der Geisteswissenschaftlichen Zentren Berlin, zusätzlich war er von 1998 bis 2004 Ko-Direktor am Forschungszentrum für Europäische Aufklärung in Potsdam.

Eberhard Lämmert amtierte unter anderem als Gründungsvorsitzender des Kuratoriums des Potsdamer Einstein Forums, als Gründungsdirektor und Direktor des Zentrums für Literaturforschung in Berlin sowie als Direktor am Forschungszentrum für Europäische Aufklärung in Potsdam. Zudem war er Präsident der Deutschen Schillergesellschaft (1988–2002). Er war Vorstandsmitglied und Vorsitzender des Deutschen Germanistenverbandes (1964–1976), Gutachter der Deutschen Forschungsgemeinschaft sowie Kuratoriumsmitglied und Angehöriger des Vorstands im Deutschen Akademischen Austauschdienst (1970–1999). Seit 1997 war Lämmert Mitglied des PEN-Zentrum Deutschland. Von den Universitäten Bonn und Potsdam hat er Ehrendoktorwürden erhalten, und 2010 wurde ihm in Anerkennung seiner außerordentlichen wissenschaftlichen Lebensleistung die Ehrenmitgliedschaft der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften verliehen.

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Arbeitsschwerpunkte

  • Literaturtheorie
  • Geschichte der literarischen Gattungen
  • Erzählkunst; Literatur des späten Mittelalters
  • Geschichte des freien Schriftstellers vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart
  • Geschichte der Wissenschaften
  • Bildungspolitik

Publikationen

Monographien (Auswahl)

  • Erfahrungen mit Literatur. Gesammelte Schriften. Hildesheim: Weidmann 2012
  • Respekt vor den Poeten. Studien zum Status des freien Schriftstellers. Göttingen: Wallstein Verlag 2009
  • Vorreden. Marbach: Deutsche Schillergesellschaft 1999
  • Das überdachte Labyrinth. Ortsbestimmungen der Literaturwissenschaft 1960–1990. Stuttgart: Metzler 1991
  • Die Geisteswissenschaften im Industriezeitalter. Festvortrag anlässlich des 10-jährigen Bestehens des Fachbereichs Erziehungs- und Sozialwissenschaften. Hagen: Fernuniversität 1986
  • Die Entfesselung des Prometheus. Selbstbehauptung und Kritik der Künstlerautonomie von Goethe bis Gide. Paderborn: Universität 1985
  • Reimsprecherkunst im Spätmittelalter. Eine Untersuchung der Teichnerreden. Stuttgart: Metzler 1970
  • Bauformen des Erzählens. Stuttgart: Metzler 1955

Herausgaben (Auswahl)

  • Für Viele stehen, indem man für sich steht‹. Formen literarischer Selbstbehauptung in der Moderne. Berlin: Akademie Verlag 2004 (mit Eckart Goebel)
  • On Culture and Criticism. Dialogue with Chetana Nagavajara. Nakhon Pathom: Inst. of Research and Development Silpakorn University 2002 (mit Reinhold Grimm, Ekavidya Na Thalang)
  • Die erzählerische Dimension. Über eine Gemeinsamkeit der Künste. Berlin: Akademie Verlag 1999
  • Konkurrenten in der Fakultät. Kultur, Wissen und Universität um 1900. Frankfurt a.M.: Fischer Taschenbuch Verlag 1998 (mit Christoph König)
  • Wer sind wir? Europäische Phänotypen im Roman des 20. Jahrhunderts. München: Fink 1996 (mit Barbara Naumann)
  • Avantgarde, Modernität, Katastrophe. Firenze: Olschki 1994 (mit Giorgio Cusatelli)
  • Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte 1910–1925. Frankfurt a.M.: Fischer Taschenbuchverlag 1993 (mit Christoph König)
  • Die Gruppe 47 in der Geschichte der Bundesrepublik. Würzburg: Königshausen & Neumann 1991 (mit Justus Fetscher, Jürgen Schutte)
  • Literatur in einer industriellen Kultur. Stuttgart: Cotta 1989 (mit Götz Grossklaus)
  • Die Zukunft der Aufklärung. Frankfurt a.M.: Suhrkamp 1988 (mit Jörn Rüsen, Peter Glotz)
  • »Das war ein Vorspiel nur ...« Berliner Colloquium zur Literaturpolitik im ›Dritten Reich‹. Berlin: Frölich und Kaufmann 1985 (mit Horst Denkler)
  • Unser Commercium. Goethes und Schillers Literaturpolitik. Stuttgart: Cotta 1984 (mit Wilfried Barner, Norbert Oellers)
  • Erzählforschung. Ein Symposion. Stuttgart: Metzler 1982
  • Lieselotte Maas: Handbuch der deutschen Exilpresse 1933–1945. München, Wien: Hanser 1976
  • Romantheorie. Dokumentation ihrer Geschichte in Deutschland seit 1880. Köln: Kipenheuer & Witsch 1975 (mit Hartmut Eggert, Karl-Heinz Hartmann, Gerhard Hinzmann, Dietrich Scheunemann, Fritz Wahrenburg)
  • Romantheorie. Dokumentation ihrer Geschichte in Deutschland 1620–1880. Köln: Kipenheuer & Witsch 1971 (mit Hartmut Eggert, Karl-Heinz Hartmann, Gerhard Hinzmann, Dietrich Scheunemann, Fritz Wahrenburg)
  • Germanistik – eine deutsche Wissenschaft. Frankfurt a.M.: Suhrkamp 1967 (mit Walter Killy, Karl Otto Conrady, Peter von Polenz)
  • Friedrich von Blanckenburg. Versuch über den Roman. Stuttgart: Metzler 1965
  • Wilhelm Scherer – Erich Schmidt. Briefwechsel. Berlin: Erich Schmidt 1963 (mit Werner Richter)