Blindheit als Figur des Wissens in Literatur und Film

Das Projekt untersuchte die bis zur Antike zurückgehende kulturhistorische Tradition in Bild und Schrift, die die Blindheit an einer Schnittstelle zwischen soma und sema, zwischen konkreter Leiblichkeit und übertragener Bedeutung in Szene setzt. Trotz des immensen Zuwachses an optischem Wissen seit dem 17./18. Jahrhundert und der Begründung der Ophthalmologie im 19. Jahrhundert und trotz des daran anknüpfenden aufklärerischen Einsatzes von Blindenpsychologie und -pädagogik schreibt sich die Allegorisierung von Blindheit in der Moderne fort. An ausgewählten Beispielen wurde untersucht, wie Literatur und Film die etablierten Diskurse zur Blindheit – in denen beispielsweise eine moralische Ursachen der Behinderung behauptet oder die besonderen Fähigkeiten Blinder als anthropologisch relevante Sonderfälle verhandelt werden − ihrem Genre bzw. Medium entsprechend modifizieren. Blindsein fungiert dabei nicht nur als prominente Figur des Wissens/Nicht-Wissens, sondern auch als Medium der literarischen und filmischen Selbstreflexion.

 

Abb.: Selbstporträt des blinden Jorge Luis Borges, o. J.

Programmförderung Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) 2011–2012
Leitung: Anne-Kathrin Reulecke

Publikationen

Anne-Kathrin Reulecke, Margarete Vöhringer (Hg.)

Sehstörungen
Grenzwerte des Visuellen in Künsten und Wissenschaften

LiteraturForschung Bd. 36
Kulturverlag Kadmos, Berlin 2019, 174 Seiten
ISBN 978-3-86599-357-1

Veranstaltungen

Interdisziplinärer Workshop
21.02.2013 – 23.02.2013

Sehstörungen. Grenzwerte des Visuellen in Künsten und Wissenschaften

ZfL, Schützenstr. 18, 10117 Berlin, 3. Et., Trajekte-Tagungsraum

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