Poetik, Marketing, Konvention? Die Rezeption von Peritexten kanonischer Werke
Titel und Untertitel, Vor- oder Nachwort, Danksagung, Zueignung, Motto, Inhaltsverzeichnis oder Zwischentitel – nach Gérard Genette gelten solche werkinternen Paratexte als Peritexte. Zwischen Haupttext und Rezipienten vermittelnd, setzen sie Wahrnehmungsreize und installieren auf diese Weise ein »Prinzip von reizerregenden Intensitätseffekten« (Erich Kleinschmidt 2008). Bedingt durch ihre Abhängigkeitsbeziehung vom Haupttext weisen Peritexte zwar ein relativ starres Formkorsett und damit einhergehend eine überschaubare Bandbreite an Funktionen und Mitteilungen auf, sie können aber durchaus unterschiedliche Ziele verfolgen.
Wie aber verhält es sich mit der Rezeption von Peritexten? Wann werden sie als ästhetischer Schlüssel zum Haupttext, quasi als Parapoetik gelesen und aufgewertet, wann als strategisch eingesetztes Marketinginstrument im Rahmen einer Werkpolitik oder Arbeit am Autorenbild wahrgenommen, wann als (angebliche) bloße literarische Konvention überlesen und ignoriert? Erhalten bestimmte peritextuelle Elemente generell stärkere Aufmerksamkeit als andere – und lassen sich Typen bilden, die aufgrund bestimmter Formen und Stilelemente besonders beachtet werden?
An kanonischen Werken der deutschsprachigen Literatur ab der Sattelzeit untersuchte das Projekt, wann und wie rezeptionsästhetische ›Angebote‹ der Peritexte wahrgenommen werden und ihrerseits zu Kanonisierungsprozessen beitragen. Im Fokus stand dabei ihre Rezeption in der Literaturwissenschaft in Abgrenzung zur journalistischen Kritik im Feuilleton.
Publikationen
Hannah Markus
- »Für Sie, mon Amour, dieses Gedicht noch einmal.« Paul Celans Widmungspraxis, in: Weimarer Beiträge 65.2 (2019), 224–240
- Das »Ärgernis Form« als Engagement. Ilse Aichingers Lyrik der 1950er Jahre, in: Günter Häntzschel, Sven Hanuschek, Ulrike Leuschner (Hg.): treibhaus. Jahrbuch für die Literatur der fünfziger Jahre 13 (2017), 21–36