Die ›anderen‹ Modernen New Yorks. Stadträume als Kontaktzonen kultureller Übersetzung

Das Projekt untersuchte in der Zusammenführung von urbanistischen und literaturwissenschaftlichen Perspektiven, wie sich Modernität und Modernisierung in Städten nach dem Durchgang durch Postmoderne und Postkolonialität neu darstellen. New York eröffnet hierbei Einblicke in die Vielfalt der »postmodern geographies« (Edward Soja), in denen sich ein spannungsreiches Nebeneinander heterogener Raumstrukturen ausbildet. Diese Räume wurden auf ihre Qualität als Kontaktzonen kultureller Übersetzung hin untersucht, einer Übersetzung, die zwischen verschiedenen ethnischen oder sozialen Gruppen und geographischen Räumen sowie ihrer Repräsentation stattfindet.

Literarische und urbanistische Diskurse der Stadt haben in den letzten Jahrzehnten nur unzureichend voneinander Notiz genommen. Das Projekt machte es sich zur Aufgabe, sie in ihren spezifischen Repräsentations- und Konstruktionsstrategien aufeinander zu beziehen. Städtische Raumkonstitutionen, die Gegenstand verschiedener urbanistischer Theorien sind – als urbane Praktiken (Michel de Certeau), als Funktionsräume globaler Städte (Saskia Sassen), als »Cultures of Cities« (Sharon Zukin) oder als »Dritter Raum« (Edward Soja) – wurden in ihrem Zusammenspiel mit literarischen Praktiken gelesen. Dabei dienten die literarischen Texte nicht mehr nur als Illustrationen urbanistischer Thesen, sondern wurden in ihrer eigenen Gestaltungskraft untersucht. Das Projekt stellte somit die Frage, in welchem Maße die kritische Auseinandersetzung mit aktuellen Formen von »urban fiction« in New York neue Wege für die Analyse fiktionaler Texte und anderer Prozesse kultureller Übersetzung eröffnet. Dabei stützte es sich auf solche Konzepte von Ethnizitäten und Räumen, die als Spannungsfelder der Differenz zu verstehen sind (Stuart Hall, Homi K. Bhabha, Doreen Massey). Allgemeine Untersuchungen zum literarischen Ausdruck dieser urbanen Heterogenität und zur Artikulationsfähigkeit unterschiedlich marginalisierter sozialer und ethnischer Gruppen entstanden auf der Grundlage von Analysen spezifischer Einzelaspekte, die folgenden Bereichen gewidmet wurden:

  1. literarische Transfigurationen interkultureller Übersetzung: Downtown Writing und New EthniCities,
  2. Migration und narrative Kartographie: Westindische Texte in New York,
  3. Durchkreuzungen und Transformationen urbaner Räume und Texte: Die Figur des Homeless.

Die exemplarischen Untersuchungen der migratorischen Bewegungen von so unterschiedlichen Gruppen wie Kariben und Obdachlosen in New York eröffneten einen Blick auf den heterogenen und heterotopen Raum der Stadt, in dem sich »islands in the cities« ebenso herausbilden wie »trajectories« innerhalb der Stadt und aus ihr heraus. In diesen Verräumlichungen und Bewegungen verschränken sich handfeste Raumordnungsverfahren mit einem kulturellen Imaginären, das von der Literatur nicht nur ausgedrückt, sondern auch mitproduziert wird.

gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) 2001–2005
Leitung: Günter H. Lenz †, Dorothea Löbbermann, Karl Heinz Magister

Publikationen

Günter H. Lenz †, Dorothea Löbbermann, Karl Heinz Magister (Hg.)

CinematoGraphies
Fictional strategies and visual discourses in 1990s New York City

Winter Verlag, Heidelberg 2006, 288 Seiten
ISBN 978-3-8253-5144-1
Günter H. Lenz †, Utz Riese † (Hg.)

Postmodern New York City
Transfiguring Spaces – Raum-Transformationen

Anglistische Forschungen Bd. 320
Winter Verlag, Heidelberg 2003, 357 Seiten
ISBN 978-3-8253-1501-6

Günter H. Lenz

  • Mapping Postmodern New York City: Reconfiguring Urban Space, Metropolitan Culture, and Urban Fiction, in: Günter H. Lenz, Utz Riese (Hg.): Postmodern New York City. Transfiguring Spaces – Raum-Transformationen. Heidelberg: Universitätsverlag Winter 2003, 11–32
  • Literary Transfigurations of Intercultural Translation: New EthniCities and Migratory Fictional Topographies, Vortrag auf der Konferenz: New York, Chicago, Los Angeles: Cultures and Representations II. Universität Nottingham, April 2003

Dorothea Löbbermann

  • Productions of Ethnic Space: Tourism's Narrations, in: Günter H. Lenz, Utz Riese (Hg.): Postmodern New York City. Transfiguring Spaces – Raum-Transformationen. Heidelberg: Universitätsverlag Winter 2003, 111–136
  • Touristische Begierde: Harlem als New Yorker Attraktion, in: Eva Lezzi, Monika Ehlers (Hg.): Fremdes Begehren. Repräsentationsformen transkultureller Beziehungen. Köln: Böhlau 2003, 121–131
  • Mit doppelter Seele geboren: W. E. B. DuBois’ ›The Souls of Black Folk‹ auf Deutsch, in: Neue Zürcher Zeitung 204 (2003), 35
  • Subterranian Thrill: Movement and Stasis in the New York Underground, Vortrag auf der Konferenz: New York, Chicago, Los Angeles: Cultures and Representations II. Universität Nottingham, April 2003
  • Transient Figures in New York: Tourists and Street People. IASA Weltkongreß: How Far is America from Here? Leiden, Mai 2003

Karl-Heinz Magister

  • Karibische Räume in Brooklyn. Ethnische Topographien von Paule Marshall und Paul Auster, in: Günter H. Lenz, Utz Riese (Hg.): Postmodern New York City. Transfiguring Spaces – Raum-Transformationen. Heidelberg: Universitätsverlag Winter 2003, 203–246
  • West Indian Migration and Urban Narrativity in New York, Vortrag auf der Konferenz: New York, Chicago, Los Angeles: Cultures and Representations II. Universität Nottingham, April 2003
  • Genealogies of West Indian Migration and Transnational Urban Diasporas between New York and Kingston, Vortrag auf der Konferenz: City Life in Caribbean History: Celebrating Bridgetown. Bridgetown (Barbados), Dezember 2003

Veranstaltungen

Workshop
04.03.2005 – 05.03.2005 · 15.00 Uhr

Cinematographies: Fictional strategies and visual discourses in 1990s

ZfL, Jägerstr. 10/11, 10117 Berlin, R. 06

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