Bibel als Literatur
Die Bibel ist ein unheimliches Buch: Bilderverbot, Sündenfall oder Sinaioffenbarung, Exil, Exodus und Passion erweisen sich als höchst abgründig, wenn man sich den Geschichten zuwendet, die von ihnen erzählen. Um sie zu lesen, muss man nicht nur wiederholen, was sie sagen oder was man über sie weiß, sondern beschreiben, wie sie sagen, was sie sagen.
Die zwölf Texte dieses Bandes erschließen die literarischen Eigenschaften der Bibel: In exemplarischen Lektüren untersuchen sie die stilistischen Strukturen und wiederkehrenden Themen, die Erzähltechniken und kulturellen Strategien, die poetischen Kleinformen und umfassenden Kompositionsstrukturen, die Epistemologien und Ironien im Buch der Bücher. Gerade wenn die Kulturwissenschaften sich heute wieder für Religion interessieren, sind die klassischen Fähigkeiten des Lesens notwendig, um die spannungsreichen und komplexen Urszenen europäischer Tradition besser zu begreifen. Was in Deutschland kaum geläufig ist, hat im englischsprachigen Raum Tradition. Der Band versammelt erstmals in deutscher Übersetzung klassische Beiträge aus der dynamischen Debatte über Bible as Literature. Lebhaft, pointiert und immer mit Beispielen arbeitend eröffnen sie neue Zugänge für Kultur- und Literaturwissenschaft, Theologie und Religionsgeschichte zur immer noch vom Glauben behüteten Bibel.