Momentaufnahmen / Instantanés
Mit den Eltern konnte Stéphane Mosès aus Nazi-Deutschland ins französisch dominierte Marokko fliehen. Nach dem Krieg studierte er in Paris. Über die Jahre wurde der Gelehrte, der den Weg zurück zur Religion fand, zu einer Größe, ja einer grauen Eminenz der französischen intellektuellen Szene. Die deutsch-jüdische Geistesgeschichte beschäftigte ihn zeit seines Lebens.
Die
Momentaufnahmen, teils deutsch, teils französisch geschrieben, halten,
knapp und komplex, Szenen aus seiner Kindheit und Jugend fest,
Erinnerungsbilder aus der Zeit zwischen 1933 und 1953. Was erlebte er?
Was verwunderte, was verletzte ihn? Mit welchen Büchern, welchen Filmen
kam der Junge in Berührung? Was für Blicke, welche Bemerkungen trafen
ihn, in der Schule, auf der Straße, im Internierungslager?
In der
letzten Momentaufnahme stößt Stéphane Mosès 1968 bei einer Demonstration
in Paris auf den befreundeten Paul Celan. Der Dichter singt mit den
Studenten die Internationale, Mosès nicht – denn im selben Jahr, beim
Sechstagekrieg, hatte er die Gegner Israels dasselbe Lied singen hören.
Sie trennen sich, Mosès wird Celan nicht wiedersehen.