Berühren Denken
›Theorie‹ geht etymologisch auf ›Anschauen‹ zurück. Der Theoretiker gilt gemeinhin als distanzierter Zuschauer. Diese distanzierte Position wird hier hinterfragt. Die Beiträge stützen sich dabei auf eine theoretische Tradition, die sich am Tastsinn als Korrektiv des Sehsinns orientiert. Taktilen Erfahrungsdimensionen wie dem Berühren wird schon lange eine idealisierte ›unmittelbare Wahrnehmung‹ jenseits von begrifflicher Abstraktion zugeschrieben. Die Autorinnen und Autoren beleuchten dagegen die komplizierte Verwandtschaft von Berühren und Denken und die begrifflichen Verwicklungen und Potenziale des Berührens. Es werden nicht nur unterschiedliche Konzepte von Berührung in Philosophie und Kunst betrachtet, sondern auch theoretische Denk- und Schreibformen erkundet, die selbst ›Berührungen‹ mit sich bringen.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
Andrea Erwig, Johannes Ungelenk | 7–14
Berührung und Theorie
- Was heißt Berühren Denken?
Johannes Ungelenk | 17–45 - Rethinking Romanticism with Spinoza: Encounter and Individuation in Novalis, Ritter, and Baader
Siarhei Biareishyk | 46–76 - »la femme ›se touche‹ tout le temps«. Berührung des Weiblichen (Luce Irigaray)
Hanna Sohns | 77–105 - Die (Un)lesbarkeit des Körpers denken. Haut in Jean-Luc Nancys Corpus
Alma Magdalene Knispel | 106–1118
Annäherung von der Phänomenologie
- Berührung beschreiben. Phänomenologie der Taktilität und der Haut – ausgehend von Edmund Husserl und Maurice Merleau-Ponty
Nicola Zambon | 121–141 - Im Zickzack. ›Betreffbarkeit‹ und Methode
Alexander Waszynski | 142–169 - Träume der Selbstbetastung: Hofmannsthal, Husserl, Palágyi
Anatol Heller | 170–190 - Auf Tuchfühlung. Alois Riegl oder die Erfindung des haptischen Sehens
Emmanuel Alloa | 193–212 - An Rilkes (sich) rührenden Figuren rühren
Johannes Ungelenk | 213–231 - »Sprache der Hände«. Plastisches Schreiben in Rilkes Rodin-Aufsatz
Sula Textor | 232–248 - »Eine Hand voll Innres«. Aporien der Berührung bei Rilke
Vera Kaulbarsch | 249–263
Grenzen berühren
- Pflanzlich werden. Berührung und Metamorphose bei Johann Wolfgang von Goethe, Emanuele Coccia und Helmuth Plessner
Sandra Fluhrer | 267–287 - Pende Tamen. Denken im Halbdurchlässigen und Benachbarten
Karin Harrasser | 288–309