Frauke Fitzner

Der hörende Mensch in der Moderne
Medialität des Musikhörens um 1900

Wallstein, Göttingen 2021, 572 Seiten
ISBN 978-3-8353-5065-6

Wie hören wir Musik? Am Beginn des 20. Jahrhunderts treffen mehrere Entwicklungen aufeinander, die dazu führen, dass diese Frage neu beantwortet wird: die Technisierung des Hörens durch den Phonographen und das Grammophon, die Verwissenschaftlichung durch Psychologie und Ethnologie und die Umbrüche in der Kompositionspraxis und -theorie. Es entsteht ein selbstreflexives Hören – der hörende Mensch in der Moderne hört in der Musik auch die Bedingungen seines eigenen Hörens. Zugleich öffnet sich das Hören bis hin zur musikalischen Wahrnehmung von Klängen, die zuvor als unmusikalisch galten, etwa von Dissonanzen oder ethnographischen Tonaufnahmen von Musik aus dem Hörer unbekannten Kulturen. Damit werden vermeintliche Gewissheiten über Musik infrage gestellt und das europäische, bildungsbürgerliche Ohr wird herausgefordert. Diese epistemischen Verschiebungen verfolgt Frauke Fitzner quer durch den deutschsprachigen Musikdiskurs zwischen 1880 und 1930 und entwickelt aus ihnen eine Medientheorie des Musikhörens in der Moderne.

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»Es gehört zu den Stärken der Studie, dass Fitzner an umfangreichem und vielfältigem Material in klarer Sprache auseinanderzusetzen vermag, wie es gerade die Aporien sind, welche Diskussionen über alte Begriffe (Werk, Interpretation, Schall, Ton etc.) nötig machen, Ausgangspunkte von Wahrnehmungstheorien werden, künstlerische Impulse setzen und als ästhetische Potentiale genutzt werden.«
Luisa Drews, Zeitschrift für Germanistik, Neue Folge XXXIII.1 (2023)
 
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Bücher im Gespräch

Episode 13: Stimme, Klang, Musik

Im Podcast des ZfL sprechen Frauke Fitzner und Denise Reiman über ihre Bücher Der hörende Mensch in der Moderne (Wallstein 2021) und Auftakte der Bioakustik (de Gruyter 2022).