Die »Interpreten Europas« und der Kalte Krieg
Zeitdeutungen in der französischen, deutschen und polnischen Geschichts- und Literaturwissenschaft

Wallstein, Göttingen 2022, 335 Seiten
ISBN 978-3-8353-5231-5

Die Metapher vom Eisernen Vorhang beherrscht unsere Wahrnehmung des Kalten Kriegs bis heute. Doch welchen Einfluss hatte die Trennung zwischen Ost und West auf die sozial- und kulturhistorische Selbsterforschung Europas in der zeitgenössischen Geschichts- und Literaturwissenschaft?

Barbara Picht macht das Ost-West-Paradigma selbst zum Untersuchungsgegenstand der Wissenschaftsgeschichte, anstatt es zu übernehmen. Sie analysiert signifikante kulturelle Selbstentwürfe im Europa des Kalten Krieges mit einem Schwerpunkt auf Geschichte und Literatur. Am Beispiel des Werkes von Fernand Braudel und Robert Minder (Frankreich), Werner Conze und Ernst Robert Curtius (BRD), Walter Markov und Werner Krauss (DDR) und Oskar Halecki und Czesław Miłosz (Polen bzw. US-amerikanisches Exil) zeigt sie, dass die »Interpreten Europas« der bipolaren Logik der Systemkonfrontation nicht gehorchten. Die »institutionelle Macht« des Kalten Krieges war sehr wohl zu spüren, doch vom beherrschenden Bild des iron curtain muss man sich lösen, geht es um die Geschichte der europäischen Geistes- und Kulturwissenschaften im Systemkonflikt.

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»Cette étude permet une plongée dans une époque encore proche, un monde foisonnant, qui pose à la recherche et à la communauté politico-intellectuelle des questions actuelles.«
Christine de Gemeaux, Francia Recensio 1 (2023)
 
»Barbara Picht hat einen wichtigen Impuls geliefert, um die Eigengesetzlichkeiten einer Geschichte des Wissens und der Wissenschaften ebenso wie der Zeitdeutungen und der Gesellschaftsdiagnostik vor dem Hintergrund wechselnder Zeitläufte weiter intensiv zu erforschen, ohne sie mit leichter Hand einer politischen Taktung bloß beizuordnen.«
Alexander Gallus, H-Soz-Kult vom 30.11.2022
 
»Auf enorm breiter Quellenbasis entfaltet dieser Beitrag zu den ›Cold War Studies‹ ein Panorama wichtiger Etappen des wissenschaftlichen Weges, auf dem die Idee ›Europa‹ zu sich kam.«
Caroline Fetscher, Tagesspiegel vom 17.7.2022
 
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Bücher im Gespräch

Episode 15: Europäische Denker im Kalten Krieg

Im Podcast des ZfL spricht Barbara Picht mit Moritz Neuffer über ihr Buch.

Medienecho

01.06.2023
Die »Interpreten Europas« und der Kalte Krieg

Rezension von Julia Eichenberg, in: Historische Zeitschrift 316 (2023), 800–802

14.05.2023
Die »Interpreten Europas« und der Kalte Krieg

Rezension von Paul Michael Lützeler, in: The German Quarterly (2023)

29.03.2023
Die »Interpreten Europas« und der Kalte Krieg

Rezension von Christine de Gemeaux, in: Francia Recensio 1 (2023) [auf Französisch]

30.11.2022
Die »Interpreten Europas« und der Kalte Krieg

Rezension von Alexander Gallus, in: H-Soz-Kult, 30.11.2022

17.07.2022
So eisern doch nicht

Rezension von Caroline Fetscher, in: Tagesspiegel, 17.7.2022, 21