Landna(h)me Georgien
Studien zur kulturellen Semantik
Der (südliche) Kaukasus, der geographische Raum zwischen Schwarzem und Kaspischem Meer, umfasst heute Armenien, Aserbaidschan und Georgien mit dem völkerrechtlich nicht bzw. nur von wenigen Staaten anerkannten Abchasien, mit Berg-Karabach und Südossetien. Seit der Antike ist dieser Raum ein Schauplatz von konfessionellen, politischen, kulturellen und wirtschaftlichen Auseinandersetzungen historisch wechselnder Klein-, Regional- und Großmächte.
Die kulturelle Heterogenität ›des Kaukasus‹ findet nicht nur in ethnischen, konfessionellen und sprachlichen Unterschieden Ausdruck. Sie zeigt sich auch in einer kaum überschaubaren Vielzahl von altgriechischen, römischen, jüdischen, hellenistischen, byzantinischen, arabischen, persischen, türkischen, russischen und westeuropäischen Narrativen und Mythen, die in einem komplizierten Verhältnis zueinander stehen. Die Komplexität ›des Kaukasus‹ liegt aber auch in seiner komplizierten Nachbarschaft zu den jeweiligen Großmächten begründet.
Die symbolischen und affektiven Umdeutungen dieses Raums werden von den drei Autoren im Dialog zwischen russischen, georgischen und abchasischen Perspektiven untersucht, wobei Russisch für das Imperiale, Georgisch für das Nationale und Abchasisch für das Minoritäre steht. Bei ihrer historischen Rekonstruktion verfolgen sie die Entwicklungen von der ›Erfindung‹ des Kaukasus (vor allem im 19. Jahrhundert) über die Umdeutungen des Kaukasus, die Entstehung der abchasischen Nation und die ›Entdeckung‹ des Schwarzen Meeres bis hin zur gegenwärtigen Teilung des Kaukasus.