Martyrium und Messianismus
Die Geburtsstunde des Bahā'ītums
Obwohl die Entstehung der Religion der Bahā'ī, des Bahā'ītums, zunehmend als Paradigma einer monotheistischen Religionsgenese begriffen wird, ist sie noch wenig wissenschaftlich erforscht. Dies gilt insbesondere für den deutschsprachigen akademischen Raum und umso mehr, wenn es um die Erforschung der ersten Dekade des Bahā'ītums, der Episode des Bābītums, geht. Sasha Dehghani schließt diese Lücke mit seiner Studie Martyrium und Messianismus, in der er die Entstehung des Bābītums als eine religionsgeschichtlich späte und zugleich bedeutsame messianische Bewegung zeichnet, die schließlich in Folge ihres post-islamischen Offenbarungsanspruches ein kollektives Martyrium erfährt. Zur Aufarbeitung ihrer Genese werden persische und arabische Berichte und Darstellungen, wie auch europäische Zeugnisse herangezogen, denen zum Teil auch unbekanntes Material aus eigenen Archivstudien hinzugefügt wird. Das eigentliche Novum der Untersuchung liegt jedoch nicht in der historischen Erforschung des Bābītums, sondern in der hermeneutischen und figurativen Deutung der Bābī-Selbstzeugnisse und ihrer religionsvergleichenden Kontextualisierung: Dehghani liest das Bābītum nicht nur als Tochterreligion des schiitischen Islams, sondern berücksichtigt ebenfalls Kontinuitäten und Diskontinuitäten zu christlichen und jüdischen Glaubensvorstellungen.