Naturrecht und Emotion
Eine Geschichte der Gefühle im 18. Jahrhundert
Was ist, wenn der Mensch komplett seinen Gefühlen und Trieben ausgesetzt ist – weil die Stimme der Vernunft nichts mehr ausrichtet? Während heute eine politische Psychologie, die von der Intelligenz der Emotionen ausgeht, der Lage etwas Gutes abgewinnen kann, gab es um 1700 schon einmal eine epistemische Situation, die sich der Macht der Gefühle stellte; aber mit einem pessimistischen Grundton. Was bleibt dann zu tun? Sind die Furcht vor Bestrafung und die Hoffnung auf Belohnung die einzigen legitimen Affekte, auf die natürliches Recht und gesellschaftlicher Friede bauen können? Oder gibt es Befreiungen, über die der Mensch doch noch zu konstruktiven Lebensweisen findet? Der vielfach mit Preisen ausgezeichnete Ideenhistoriker Martin Mulsow unternimmt eine spannende Achterbahnfahrt durch die Disziplinen, steuert Philosophie und Theologie, aber auch Medizin, Embryologie und Strafrecht, Musik und Ökonomie, Philologie und Kirchengeschichte an, um zu erkunden, was das Wissen von Emotionen im beginnenden 18. Jahrhundert gewesen ist. Auf diese Weise scheinen überraschende Perspektiven auf, die Diskurse von heute im fernen Spiegel der frühen Aufklärung erkennen lassen.
Martin Mulsow ist Professor für Wissenskulturen an der Universität Erfurt und Direktor des Forschungszentrums Gotha. Zuvor war er bis 2005 Professor für Geschichte an der Rutgers University, USA. Er studierte Philosophie in Tübingen, Berlin und München und promovierte 1991. Die Habilitation erfolgte 2000. Mulsow ist Member des Instutite for Advanced Study in Princeton und des Wissenschaftskollegs zu Berlin sowie Mitglied der Sächsischen, der Berlin- Brandenburgischen und der Dänischen Akademie der Wissenschaften. Er erhielt zahlreiche Preise, u.a. den Anna-Krüger-Preis den und Akademie-Preis.