Schädel Basis Wissen II
Texte zur Wissensgeschichte eines Knochens
Der Schädelknochen ist, wie der Philosoph Hegel sagt, »für sich ein so gleichgültiges, unbefangenes Ding, daß an ihm unmittelbar nichts anderes zu sehen und zu meinen ist als nur er selbst«. Und doch ist der menschliche Schädel in vielerlei Hinsicht mehr als nur ein Knochen. Zum einen, weil er aus mehreren einzelnen Knochen besteht, die sich erst im Laufe des Lebens zu einem festen Gebilde zusammenfügen; zum anderen, weil eine Vielzahl von Ideen, Theorien und Phantasmen über seinen materiellen Status hinausweisen: Er steht nicht nur für das Individuum, dessen einzigartiges Gehirn er umschließt und dessen Gesicht er trägt, sondern auch für die Gattung Mensch. Er ist zugleich Teil und Bild des menschlichen Körpers, er repräsentiert Leib und Seele. Für Walter Benjamin machen grinsende Zahnreihen und leere Augenhöhlen ihn zum ausdrucksstärksten wie auch zum ausdruckslosesten Teil der menschlichen Anatomie. Dieser Band geht der jahrtausendealten Faszinationsgeschichte des Menschen mit seinem Schädel nach. Die hier versammelten Texte aus medizinischen, biologischen, literarischen und philosophischen Schriften von der Antike bis zur Gegenwart zeichnen ein überraschend vielschichtiges Bild von einem komplexen Wissensobjekt.
Siehe auch:
Birgit Griesecke, Ernst-Johannes Haberl, Uta Kornmeier, Simon Strick, Sigrid Weigel : Schädel Basis Wissen I. Kultur und Geschichte der chirurgischen Korrektur der Schädelform. Kulturverlag Kadmos Berlin 2017, 288 S.