Roman Dubasevych, Matthias Schwartz (Hg.)

Sirenen des Krieges
Diskursive und affektive Dimensionen des Ukraine-Konflikts

LiteraturForschung Bd. 38
Kulturverlag Kadmos, Berlin 2020, 373 Seiten
ISBN 978-3-86599-356-4

Mit dem Ausbruch eines Krieges in der Ostukraine hatte vor 2014 niemand gerechnet. Die rasante Geschwindigkeit, mit der die innenpolitische Krise in einer der einst stabilsten ehemaligen Sowjetrepubliken zu einem hybriden Krieg eskalierte, deutet dabei nicht nur auf rationale militär- bzw. wirtschaftsstrategische Interessen hin. Obwohl die Ukraine und Russland eine jahrhundertealte gemeinsame Geschichte und kulturelle Nähe verbindet, offenbart der Konflikt auch tiefe gegenseitige Ressentiments und geschichtspolitische Obsessionen, die bereits lange vorher in künstlerischen Werken und kulturellen Diskursen präsent waren.

In der Ukraine-Krise kam es zu einer Reinszenierung kollektiver Phantasmen, historischer Helden- und Opfermythen. Paradoxerweise aber eröffneten die Gewaltbereitschaft und Kriegslust, mit der alle Parteien auf lokaler, nationaler und virtueller Ebene diese Dynamik vorantrieben, unter anderem Kulturschaffenden auch Möglichkeiten, die gefühlte Ohnmacht zu überwinden und gesellschaftlich handlungsfähig zu werden. Diese Entwicklung ist tief durch die (post-)sowjetischen Erfahrungen geprägt und zugleich eng mit globalen und medialen Veränderungen verbunden. Die Fallstudien des Bandes loten die affektiven und diskursiven Dimensionen des Konfliktes aus und leisten damit einen Beitrag zur Konzeptualisierung der postsozialistischen Gesellschaften und Kulturen im Osten Europas.

 

Inhaltsverzeichnis

  • Einleitung
    Roman Dubasevych, Matthias Schwartz | 7–46

I. Gefühle im Krieg: Ressentiments und Reflexionen

II. Helden sterben nicht: Figurationen der (De-)Eskalation

III. Alltagswelten im Konflikt: Regionale Modelle von kollektiver Zugehörigkeit

 

***

»To be sure, some readers will perceive the volume’s polemical approach to the ›hot‹ topic of the ongoing war as provocative. Yet it is provocative in the best sense of the word, as it intends to provoke new thoughts, ideas, and strategies, in order to quiet the warmongers (the ›sirens of war‹) and make peace between Ukraine and Russia more than a dream.«
Olena Petrenko und Oleksandr Zabirko, Harvard Ukrainian Studies 37.3–4 (2020)
 
»Gefragt wird, wie Dubasevych und Schwartz in ihrer hervorragend geschriebenen Einleitung bemerken, ob nicht nur aus den politischen Machtzentren, sondern auch ›unter den feinen Geistern der Künste‹ und ›in den unbedarften Verführungen der Populärkultur‹ der ›holde Gesang‹ der Verführung zum Kriege zu vernehmen war und ist.«
Holger Kuße, Zeitschrift für Slawistik 65.4 (2020)

Veranstaltung

Podiumsdiskussion und Buchvorstellung
12.12.2019 · 18.30 Uhr

Kultur und Alltag im Ukraine-Konflikt

Zentrum für Osteuropa- und internationale Studien (ZOiS), Mohrenstr. 60, 10117 Berlin

Details

Medienecho

18.02.2023
Roman Dubasevych: »Es ist ein Krieg inszenierter Traumata«

Sendung von Dietrich Brants, in: SWR2, Sendung Zeitgenossen

21.12.2022
Debatten in der Ukraineforschung: Neue Narrative zulassen

Veranstaltungsbericht von Amory Burchard/Eva Murašov, in: Tagesspiegel, 21.12.2022

26.03.2021
Roman Dubasevych and Matthias Schwartz, eds. Sirenen des Krieges: Diskursive und affektive Dimensionen des Ukraine-Konflikts. Berlin: Kulturverlag Kadmos, 2019

Rezension von Olena Petrenko und Oleksandr Zabirko, in: Harvard Ukrainian Studies 37.3–4 (2020), 19–22