Zeitschrift für Ideengeschichte
Heft XVIII/1, Frühjahr 2024
Wie lässt sich von der existentiellen Macht »Hunger« erzählen? Literaturhistorisch gehört es zu den paradoxen Beobachtungen, dass es ein aller Sprache und Ideen vorgelagerter physischer Mangel ist, der eine reiche Fülle an Literatur aus sich herausgetrieben hat. Mit einem Gespräch über Knut Hamsuns epochalen Roman Hunger (1890) setzt die Ausgabe ein. Die moderne Literatur verzeichnet mit dem Kontrollverlust der alten, geordneten Erzählwelt den Auftritt eines neuen, fiebrigen Erzählers, der in einer eigenen Logik des Wahnsinns hinter dem Rücken des Autors das Geschehen voranpeitscht. Auch von diesem »Irren« handelt diese Ausgabe.
Inhaltsverzeichnis
- Zum Thema [PDF]
Jens Hacke, Sandra Richter
Hunger
- Phoenix aus der Hungerasche. Ein Gespräch
Felicitas Hoppe - Hunger, sprich! Hamsun dreht an der Schraube
J. Alexander Bareis - Brot und politische Spiele. Arthur Schnitzler überweist 100000 Kronen [PDF]
Mirko Nottscheid - Am Kältepol. Warlam Schalamow seziert den Lagermenschen
Franziska Thun-Hohenstein - Die Logik des Hungerengels. Über einige Versuche, das Unsagbare in Worte zu fassen
Jan Bürger - Mehlbrei, Sehnsucht, Heimweh. Mascha Kaléko streicht den Hunger durch
Nikola Herweg - Ah-fu servierte Apfelstrudel. Klara Blum erzählt nicht vom Hunger in China
Xiaocui Qiu - Hunger
Hans Sahl - Reliquie unter Milchglas. Hans Sahl umschreibt das Hungern in der Emigration
Liliane Weissberg
Archiv
- Das große Kotzen. War der Bauernkrieg eine Hungerrevolte?
Thomas Kaufmann - Gefräßige Hungerleider
Hole Rößler - Klima für die Katz. Kleine Expedition in die Kleine Eiszeit
Hermann Parzinger
Denkbild
- Hungerkünstler im Goldenen Zeitalter
Jörg Völlnagel
Essay
- Dialektik der Gegenöffentlichkeit. Russland zwischen Hunger und Revolution
Jörg Baberowski
Konzept & Kritik
- Der Rubel. Eine politische Ideengeschichte
Ekaterina Pravilova - Platonischer Dialog, 1944. Marc Bloch verteidigt die Philosophie
Peter Schöttler - Stuttgart 1975, Heinz Schlaffer
Stephan Wackwitz
Die Zeitschrift für Ideengeschichte wird herausgegeben von Peter Burschel (Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel), Ulrike Lorenz (Klassik Stiftung Weimar), Hermann Parzinger (Stiftung Preußischer Kulturbesitz), Sandra Richter (Deutsches Literaturarchiv Marbach), Barbara Stollberg-Rilinger (Wissenschaftskolleg zu Berlin), Gerhard Wolf (Kunsthistorisches Institut in Florenz – Max-Planck-Institut). Geschäftsführender Redakteur ist Stephan Schlak.