Workshop
16.12.2011 – 17.12.2011

Säkularisierungen. Andere Lesarten und alternative Konzeptionen der Genealogie der Moderne

Ort: ZfL, Schützenstr. 18, 10117 Berlin, 3. Et., Seminarraum 303
Organisiert von Daniel Weidner

Programm

(Stand: 28.11.2011)

Freitag, 16.12.2011
10.00–12.00
Daniel Weidner (ZfL): Verwirklichung, Entweltlichung: Über das Spiel mit der Säkularisierung

Dominik Finkelde (München): Im Bann des ›Fleisches‹? Dimensionen von Weltlichkeit bei Agamben, Heidegger und Santner


12.30–13.30
Wolfgang Eßbach (Freiburg): Erlösung durch Entwicklung. Herbert Spencer und Ernst Haeckel in religionssoziologischer Perspektive


15.00–17.00
Ernst Müller (ZfL): Rudolf Bultmann: Entmythologisierung des Christentums – Verchristlichung des Existentialismus

Andreas Pangritz (Bonn): Christus und die »mündig gewordene Welt«. Dietrich Bonhoeffers »religionsloses Christentum«


17.30
Michael Jennings (Princeton): Secular Politics as Propaedeutic to a New Religious Space. Walter Benjamin reads Erich Unger

Christoph Deutschmann (Tübingen): Capitalism, religion, and the idea of the demonic


Samstag, 17.12.2011
10.00–12.00
Robert Buch (Sydney): Umbuchung. Säkularisierung als Schuld und als Hypothek bei Hans Blumenberg

Folkart Wittekind (Köln): Realisation. Dorothee Sölles Konzept der Säkularisierung


13.00
Sigrid Weigel (ZfL): ›Weltlichkeit‹ als erste Säkularisierung bei Hannah Arendt

Joachim von Soosten (Münster): Die Exkarnation der Verzweiflung. Die Religiosität der Säkularisierungen

Mit der ›Wiederkehr der Religion‹ und dem religious turn in den Kulturwissenschaften ist auch das Konzept der Säkularisierung wieder zentral geworden. Einmal mehr wird mit dieser ›Wiederkehr‹ das säkulare Selbstverständnis des Westens in Frage gestellt. Erneut steht zur Debatte, wie genau jener Prozess zu beschreiben ist, als dessen Resultat sich die moderne Welt dargestellt hat. Gerade von heute aus zeigt sich, dass die Idee der Säkularisierung keinesfalls eindeutig ist und sich nicht einfach auf ›Entzauberung‹ der Welt (Max Weber) oder ›Übertragung‹ religiöser Bedeutung (Carl Schmitt) reduzieren lässt. Das Konzept der Säkularisierung war und ist vielmehr Gegenstand heftiger Debatten, in denen höchst verschiedene Positionen und Disziplinen ihre jeweiligen Konzeptionen und Deutungsmuster entwickeln. Durch diese Arbeit am Begriff – Umbesetzungen und Reformulierungen, im- und explizite Polemiken, Abgrenzungen und Überbietungen – wird die Idee der Säkularisierung immer stärker überdeterminiert. Wenn sie uns heute als Mastertrope, als große Erzählung der Moderne erscheint, ist das auch deshalb möglich, weil sich unter ihrem Titel ganz verschiedene Ideen über die Genealogie der Gegenwart versammeln können.
Diese Vielfalt und Vieldeutigkeit ist Gegenstand des Workshops. Er will an konkreten Fallstudien die weniger prominenten und heute oft vergessenen Konzeptionen von Säkularisierung samt ihren Abweichungen, Variationen und Inversionen der Grundfiguren des Säkularisierungsdiskurses diskutieren. Ziel ist es, ein breit gefächertes Bild in historischer Perspektive zu gewinnen, um zum verbesserten Verständnis gegenwärtiger Debatten beizutragen.

Veranstaltung zum ZfL-Semesterthema: Vom Nachleben der Religion(en) im Wintersemester 2011/2012

Literatur: