Ausstellungseröffnung »Stanisław Lem – ein polnisch-jüdischer Science-Fiction-Autor und sein universelles Werk« mit Matthias Schwartz

Einführung und Diskussion im Rahmen der Eröffnung der Ausstellung »Stanislaw Lem – ein polnisch-jüdischer Science-Fiction-Autor und sein universelles Werk« in der vhs Heidelberg zum Jubiläumsjahr »1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland« und zum polnischen »Lem-Jahr 2021«

Die Ausstellung zeigt Zeichnungen von Stanisław Lem, die er selbst, hauptsächlich für seinen Kurzgeschichtenzyklus Sterntagebücher, zeichnete. Es ist insofern eine Seltenheit, da für alle anderen seiner Werke Daniel Mróz die Illustrationen anfertigte.

Stanisław Lem (1921–2006) wurde als Sohn des HNO-Arztes Samuel Lehm in Lwiw (Lemberg) geboren. Der Medizinstudent überlebte die sowjetische und die deutsche Besatzung Lwiws im Zweiten Weltkrieg als Schweißer.
Nach Flucht und Vertreibung lebte er in Krakau. Hier schrieb er seine meisten Science-Fiction- Werke, die nicht nur in 57 Sprachen übersetzt und verfilmt, sondern auch zur Inspiration für weitere Autoren und Verfilmungen wurden, unter anderem für Star Trek.

Bereits in den 1960er und 1970er Jahren schrieb er über virtuelle Realität, Nanotechnologie, Neuronale Netze, Roboter und Gentechnik, betrachtete philosophische und ethische Aspekte sowie Probleme technischer Entwicklungen (z.B. Künstliche Intelligenz). Er entlarvte, oft mithilfe von Satire, das auf Technikgläubigkeit basierende Wissen und das menschliche Überlegenheitsdenken.

Die 1980er Jahre verbrachte Lem in Österreich und in Deutschland, wo er zahlreiche Auszeichnungen erhielt; alleine fünf Ehrendoktortitel von deutschen Universitäten. In der Zeit der Transformation 1988/89 kehrte er nach Krakau zurück, wo er 2006 verstarb. Er ist einer der bedeutendsten und bekanntesten Science-Fiction-Autoren der Welt.

Der Slawist und Historiker Matthias Schwartz leitet den Programmbereich Weltliteratur am ZfL und das dort angesiedelte Projekt zu Weltfiktionen post/sozialistisch.