Workshop
09.02.2007 – 10.02.2007 · 01.00 Uhr

Begriffsgeschichte der Naturwissenschaften - die historische Dimension naturwissenschaftlicher Konzepte

Ort: ZfL, Schützenstr. 18, 10117 Berlin, 3. Et., Veranstaltungsraum R. 308
Organisiert von Ernst Müller, Falko Schmieder

Programm

Freitag, 9. Februar 2007

10.00 Uhr
Sigrid Weigel (ZfL): Begrüßung und Eröffnung
Hans-Jörg Rheinberger (MPIWG): Einführung

BEGRIFFSGESCHICHTLICHE EXEMPEL
Moderation: Erik Porath (ZfL)

11.00 Uhr
Erich Kleinschmidt (Köln): Schwelle, Grad, Intensität: Zur methodologischen Tauschbasis funktionaler Denkfiguren zwischen Natur- und Geisteswissenschaften im 18. Jahrhundert

11.45 Uhr Kaffeepause

12.15 Uhr
Falko Schmieder (ZfL): Projektion als Figur des Wissens

13.00 Uhr
Margarete Vöhringer/Yvonne Wübben (ZfL): Reflex - Begriff und Experiment

13.45 Mittagspause

BEGRIFFSGESCHICHTE IN DER WISSENSCHAFTSGESCHICHTE
Moderation: Michael Hagner (ETH Zürich)

15.00 Uhr
Henning Schmidgen (MPIWG): Canguilhem und die Geschichte wissenschaftlicher Begriffe

15.45 Uhr
Philipp Sarasin (ETH Zürich): Die Sprache des Fehlers. Foucault liest Canguilhem (und Darwin)

16.30 Uhr Kaffeepause

17.00 Uhr
Olaf Breidbach (Jena): Begriff und Praxis am Beispiel der Elektrizitätslehre um 1800

17.45 Uhr
Winfried Thielmann (München): Begrifflich angeleitete Natursimulation im physikalischen Experiment von Galilei bis Hertz. Zur historischen Rekonstruktion physikalischer Grundbegriffe


Samstag, 10. Februar 2007

METHODEN BEGRIFFSGESCHICHTLICHER FORSCHUNG UND DARSTELLUNG
Moderation: Falko Schmieder (ZfL)

10.00 Uhr
Andreas Bartels (Bonn): Die Konstruktion semantischer Kontinuität in naturwissenschaftlicher Begriffsbildung

10.45 Uhr
Ernst Müller (ZfL): Erzählmuster wissenschaftlicher Begriffe in begriffsgeschichtlichen Lexika

11.00 Uhr Kaffeepause

11.30 Uhr
Carsten Dutt (Marbach): Funktionen der Begriffsgeschichte

METAPHOROLOGIE
Moderation: Ernst Müller (ZfL)

12.15 Uhr
Christian Strub (Hildesheim): 'Von' der Großen Kette der Wesen 'zum' Faden der Familienähnlichkeit? Überlegungen zur Identität von Traditionsgehalten

13.00 Uhr Mittagspause

Moderation: Sigrid Weigel (ZfL)

15.00 Uhr
Christina Brandt (MPIWG): Metapher und Experiment. Zur Geschichte der Molekularbiologie

15.45 Uhr
Dieter Teichert (Konstanz): Haben naturwissenschaftliche Begriffe eine Geschichte? Anmerkungen zum Zusammenhang von Metaphorologie und Begriffsgeschichte bei H. Blumenberg

16.30 Uhr Kaffeepause

17.00 Uhr
Stefan Willer (ZfL): Erbe - Übertragung - Metapher

***
Seit einiger Zeit kann ein verstärktes Interesse an den begrifflichen Werkzeugen der Wissenschaften und dem Wechselspiel von kategorialen und praktischen Verfahren beobachtet werden. Im Hinblick auf die Vielzahl vorliegender mikrohistorischer Arbeiten zur Wissenschaftsgeschichte lässt sich das Desiderat "längerfristiger historischer Anschlüsse solcher lokalen Geschichten" (H.-J. Rheinberger) erkennen. Nimmt die Begriffsgeschichte ein solches Desiderat als Herausforderung an, so steht sie zugleich vor der Aufgabe einer Reorganisation ihrer Kategorien und Methoden.
Zumindest hierzulande liegt dabei ein Hauptproblem in der dominanten geisteswissenschaftlichen Fixierung der Begriffsgeschichte. Vielleicht auch deswegen greifen jüngere kulturwissenschaftliche und wissenschaftsgeschichtliche Ansätze eher auf die französische Tradition (Bachelard, Canguilhem, Foucault) zurück, die zugleich Anknüpfungspunkte für einige der Fragen liefert, die wir gerne an wissenschaftshistorischen Fallbeispielen diskutieren würden:

Wie wäre eine die Natur- und Humanwissenschaften einbeziehende, interdisziplinäre Begriffsgeschichte methodisch von der traditionell-geistesgeschichtlichen zu unterscheiden?

Für welche Begriffe wäre eine begriffsgeschichtliche Rekonstruktion aufschlussreich, für welche (wohl v.a. fachterminologische) weniger?

Welche Rolle spielen Begriffe in der Formation naturwissenschaftlicher Gegenstände und Theorien?

Lässt sich eine Begriffsgeschichte konzipieren, die die materiale Einbindung von Begriffen mitreflektiert?

Ist überhaupt die Diachronie des Begriffs geeignet, die Bildung wissenschaftlicher Paradigmen darzustellen?

Wie hätte eine solche Begriffsgeschichte mit den in der klassischen Begriffsgeschichte kaum hinreichend reflektierten Brüchen, Paradigmenwechseln etc. umzugehen?

Schließlich geht es um das für eine interdisziplinäre Begriffsgeschichte zentrale und äußerst facettenreiche Problem der Übertragungen, Entlehnungen und Registerwechsel. Uns interessiert die Produktivität unscharfer Begriffe sowie die Frage, ob und in welchen Phasen über Begriffsworte semantische Überschüsse, etwa in Form von Etymologien, Metaphern etc. eingehen, die dann die Fortentwicklung von Begriffen und damit Theorien mitformieren.

Medienecho

14.02.2007
Nomadisch unscharf

Vorschläge zur Begriffsgeschichte der Naturwissenschaften. Artikel von Helmut Mayer, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 14.2.2007