»Code« aus Sicht der Kulturwissenschaft und der Mathematik
Programm
Eine Veranstaltung des Interdisziplinären Labors Bild Wissen Gestaltung, zu dem das am ZfL angesiedelte Projekt Epistemische Rückseite instrumenteller Bilder sowie das dazu gehörige Promotionsprojekt zur historischen Entwicklung des Facial-Action-Coding-Systems: Epistemische Spuren im Bild. Eine historische Untersuchung des Facial-Action-Coding-Systems (FACS) und seiner instrumentellen Bilder gehören.
Der Begriff des Codes unterstellt eine eineindeutige, festgelegte Bedeutung des Bezeichneten, bei der das reziproke Verhältnis von Codierung/Decodierung nur durch äußere Einwirkungen »gestört« werden kann. Aus kulturwissenschaftlicher Perspektive muss ein solches Verständnis grundsätzlich in Frage gestellt werden. Sigrid Weigel wird dies an zwei Beispielen, mit denen sie sich intensiv beschäftigt hat, erörtern: der Genese des »genetischen Codes« und dem »Facial Action Coding System«.
Aus Sicht eines Mathematikers hat Code etwas mit Verschlüsseln (Codieren) und Entschlüsseln (Decodieren) zu tun. Diese beiden Methoden spielen heute in der IT-Welt (Banken, Smartphones) eine »Schlüsselrolle«. Grundidee heutiger Codes ist: niedrige Komplexität beim Verschlüsseln, hohe Komplexität beim Entschlüsseln. Dies leisten etwa die derzeit hauptsächlich gebrauchten RSA-Codes, die auf die Komplexität der Primzahl-Zerlegung rekurrieren; so kommt die Mathematik ins Spiel. Vor kurzem allerdings haben indische Mathematiker einen Beweis erbracht, der vielleicht das Ende der RSA-Codes eingeläutet hat. Erst am Anfang steht die Verschlüsselung mit »verschränkten« Photonen (Lichtquanten). Bei diesem Zugang ist sogar zu erkennen, ob jemand »von außen« versucht hat, den Code zu knacken. Bilder? Fehlanzeige. Aber die Geschichten sind spannend.
Abb.: Examples of some action units extracted from Cohn and Kanade's database (Source: T. Kanade, J. F. Cohn and Y. Tian, Comprehensive database for facial expression analysis, Proc. of FG00, pages 46-53, 2000. via http://www.ecse.rpi.edu/~cvrl/tongy/aurecognition.html)