»…dass der Tod kein bisschen schlimmer ist als das Leben.« Warlam Schalamow, Schreiben nach dem Gulag
Lesung, anschließend Gespräch mit der Literaturwissenschaftlerin Dr. Franziska von Thun-Hohenstein (Zentrum für Literatur- und Kulturforschung Berlin) und dem Kulturjournalisten Dr. Jörg Plath (Deutschlandfunk Kultur). Im Rahmen der Sonderausstellung »Gulag«.
Die lakonische und eindringliche Poetik seiner »Erzählungen aus Kolyma« über das Geschehen in den Zwangsarbeitslagern am Kältepol der Erde haben ihn berühmt gemacht. Der russische Dichter und Schriftsteller Warlam Schalamow (1907-1982) entnahm seinen eigenen Erfahrungen im Gulag ein neues, erschreckendes Wissen über den Menschen, das er mit Mitteln der Literatur gegen das Vergessen wachhalten wollte. Sein Werk auf eine politische Abrechnung mit dem stalinistischen
Terrorsystem zu reduzieren, hieße, die philosophische Tiefe seines literarischen Nachdenkens über den Menschen zu verkennen, das auch heute kaum an Aktualität eingebüßt hat. Eine Lesung ausgewählter Passagen wird einen Eindruck vom Werk Schalamows geben, das im Anschluss die Herausgeberin seiner deutschen Werkausgaben Franziska von Thun-Hohenstein und der Literaturkritiker Jörg Plath diskutieren.
Franziska Thun-Hohenstein ist Slawistin und leitet die Projekte Batumi, Odessa, Trabzon. Kulturelle Semantik des Schwarzen Meeres aus der Perspektive östlicher Hafenstädte und Warlam Schalamow. Biographie und Poetik. Sie ist Herausgeberin der Warlam Schalamow-Edition.