Ausschnitt einer Gesteinsformation, in der Grauwacke und Sandstein aufeinandertreffen. Im Hintergrund ist das Meer zu sehen.
Interdisziplinärer Workshop mit literarischer Lesung (extern)
13.06.2024 – 14.06.2024

Deep Time: (Durch) geologische Zeit erzählen und erklären

Ort: Freie Universität Berlin, Fabeckstraße 23–25 (Holzlaube), 14195 Berlin, Raum 2.2051
Organisiert von Liola Mattheis, Georg Toepfer (beide ZfL), Irmela Marei Krüger-Fürhoff, Liza Wyludda (beide FU)
Kontakt: koordination@aitiologie.de

Anmeldung für den Workshop bis zum 31.5.2024 unter koordination@aitiologie.de. Eine Anmeldung für die Lesung ist nicht erforderlich.

Das Konzept der »Tiefenzeit« hat sich in den letzten Jahrzehnten weit über die Geologie – auf deren Zeitskalen es sich bezieht – ausdehnen können und festen Boden in den Geistes- und Sozialwissenschaften gewonnen. Entsprechend beziehen sich aktuelle Forschungen auf den Gehalt sowie die epistemologischen Voraussetzungen und politischen Konsequenzen von »Deep Time«, sie untersuchen aber zunehmend auch, wie das Konzept je nach disziplinärem Kontext aufgegriffen, variiert und repräsentiert wird. Der zweitägige interdisziplinäre Workshop beleuchtet, wie unterschiedliche akademische Disziplinen, gesellschaftliche Diskurse, öffentliche Foren und künstlerische Praktiken das Konzept der Tiefenzeit auf je spezifische Weise einsetzen. Im Mittelpunkt steht dabei das Verhältnis von Narration und Explikation: Geht von der Tiefenzeit eine besondere Erklärungsleistung aus? Inwiefern unterscheidet sie sich darin möglicherweise von anderen (biologischen, historischen, kulturellen) Zeiten? Stellt sie eine spezifische Art der Verbindung von Vergangenheit und Gegenwart her? Welche rhetorischen, narrativen und visuellen Strategien werden für die Vermittlung der großen Zeiträume der Tiefenzeit in wissenschaftlichen Argumentationen, populären Vermittlungen und künstlerischen Werken eingesetzt?

Eine Veranstaltung der DFG-Forschungsgruppe Aitiologien. Figuren begründenden Erzählens in Wissenschaft und Literatur.

 

Abb. oben: Hutton’s Unconformity: Ausschnitt einer Gesteinsformation, in der Grauwacke und Sandstein aufeinandertreffen, © Magnus Hagdorn.

Programm

Donnerstag, 13.6.2024

13.00

  • Georg Toepfer (ZfL): Tiefenzeit und Aitiologie: Begründende Erzählungen aus der Tiefe der Zeit
  • Gottfried Hofbauer (Universität Erlangen-Nürnberg): »Deep Time« – die Verschmelzung von Erd- und Menschheitsgeschichte [online]

15.30

  • Christoph Rosol (Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte Berlin): Tiefenzeit-Experimente. Paläoklimatologie als Maßgebung
  • Simon Probst (Universität Vechta): Tiefenzeit im kulturellen Gedächtnis. Über Mythos, Erdgeschichte und bewohnte Vergangenheit

18.30
Literarische Lesung und Gespräch

  • Linn Penelope Rieger, geb. Micklitz (Abraum, schilfern) und Jan Röhnert (Vom Gehen im Karst)
    Moderation: Irmela Marei Krüger-Fürhoff und Liza Wyludda (FU)

 

Freitag, 14.6.2024

9.30

  • Anna-Maria Gasser (FU): Die ›Tiefenzeit‹ in den Fragmenten der Vorsokratiker
  • Liola Mattheis (ZfL): Die Revolution der Tiefenzeit: Historische Naturwissenschaften und Historischer Materialismus
  • Eva Axer (ZfL): Tempowechsel. Narrative Geschwindigkeit als Markierung tiefenzeitlicher Skalierung

13.00

  • Patrick Stoffel (Leuphana Universität Lüneburg): Tiefenzeit als Schaubühne und auf der Schaubühne. Die »Geschichte der Urwelt« (1889) in der Urania Berlin
  • Irmela Marei Krüger-Fürhoff und Liza Wyludda (FU): Kosmogonien, begründendes Erzählen und (Tiefen-)Zeitlichkeit in Literatur und Comic (Raoul Schrott, Jens Harder)