Der Möglichkeitsraum des Digitalen in der Chirurgie
Programm
10.00
Begrüßung durch Sigrid Weigel (ZfL), Ernst-Johannes Haberl (Charité), Simon Strick (Charité)
Einleitung, Vorstellung des Forschungsprojekts SchädelBasisWissen, Thesenvorstellung
10.30–12.30
kurze Statements (ca. 15–20 min) von Erwin Keeve (Charité), Bernd Mahr (TU Berlin), Gabriele Gramelsberger (FU Berlin)
anschließend Diskussion.
13.30–14.15
Inge Hinterwaldner (MECS): Kurze Geschichte digitaler Technologien im OP
Diskussion
14.15 - 15.00
Sven Stollfuss (Mannheim): Case Study 1: Virtuelle Endoskopie
Diskussion
15.15–16.00
Hannes Haberl / Simon Strick (Charité): Case Study 2: Neurochirurgische Datenbank
Diskussion
16.00–17.00
Abschlussdiskussion
Fazit: Sigrid Weigel
Digitale Technologien arbeiten in der Medizin auf verschiedene Weise: Messung, Datensammlung und Systematisierung, Statistik, Korrelation von Werten, Verbildlichung, Konstruktion, Simulation, Modellgenerierung. Das Digitale bietet damit der chirurgischen Medizin ein Übersetzungssystem, in dem sich aus Daten Bilder/Modelle gewinnen lassen und umgekehrt. Digitale Technologien und computergestützte Operationsvorbereitung bilden demnach in der chirurgischen Praxis einen »Denkraum«, in dem sich Zahlen als Bilder/Modelle manipulieren lassen und umgekehrt. Körpermodelle können aus Daten zusammengesetzt, neu generiert, manipuliert und sogar materialisiert werden, es entstehen »neue« Körper. Zugleich können reale Körper in Datenmengen aufgelöst und am Rechner »bearbeitet« werden. Diese Verfahren ermöglichen die Übersetzbarkeit zwischen Daten, Bildern und Körpern in beide Richtungen. Dieser Denkraum soll in einem Workshop aus praxisnaher und theoretisierender Perspektive untersucht werden. Die Verfahren und Methoden der computergestützten Chirurgie, von der biometrischen Datenerfassung bis zur 3D-OP-Simulation, sollen von sowohl praktisch-chirurgischer und informatischer, als auch kulturwissenschaftlicher Seite erforscht und reflektiert werden. Zentrale Stichworte, deren Bedeutung und Bedeutungswandel aus kulturwissenschaftlicher Sicht näherer Definition und Reflexion bedürfen, sind Simulation, Modellierung/Modell, Verbildlichung/Verdatung, Praktik.
Der Workshop strebt durch ein offenes Format ein generelles, interdisziplinäres Nachdenken über digitale Techniken im medizinischen Feld an. Während der Vormittag der freien Diskussion aus verschiedenen Perspektiven (Informatik, Philosophie, Medizinische Praxis) gewidmet ist, werden diese Thesen am Nachmittag mit konkreten Case-Studies konfrontiert: einerseits der Entwicklung digitaler OP-Techniken, der virtuellen Endoskopie, andererseits einer digitalen Datenbank, die in Operationen von craniellen Deformationen zur Anwendung kommen soll. Die Kombination aus gemeinsamer Thesensammlung und Diskussion an Fallbeispielen soll die Diskussion gegenstandsbezogen und innovativ halten.
Zentrale Fragen des Workshops:
- Wie greifen Chirurgie, Datenverarbeitung, Verbildlichung und Modellierung im digitalen Denkraum ineinander?
- Welche konkreten Veränderungen ziehen die Verfahren für die Chirurgen nach sich, welche für die IT-Spezialisten, welche für die Patienten?
- Welche der Übersetzungs- und Umformungsprozesse, die zwischen Datenerfassung und Körperplastik geschehen, werden in der Praxis deutlich, welche werden ausgeblendet?
- Welche rechnerischen Verfahren (z.B. Statistik) kommen zum Einsatz in der OP-Vorbereitung, welche bildnerischen (z.B. Simulation)?
- Inwiefern unterscheiden sich digitale Modelle (z.B. 3D-Simulationen) von anderen bildgebenden Verfahren (z.B. MRT)?
- Wie greifen technologische Möglichkeit und medizinische Machbarkeit ineinander?
- Welche Möglichkeiten des Denkens, Sehens, Wissens und Handelns gibt der »Möglichkeitsraum« des Digitalen vor, welche schließt er aus?