Die emotionale (In-)Kompetenz des Literarischen
Programm
Der Vortrag findet in Kooperation mit dem Cluster "Languages of Emotion" der Freien Universität Berlin statt.
Zum Vortrag
Wenn die Literatur- und Kulturwissenschaften kürzlich einen emotional turn
ausmachten, so würde sich diese Wende dadurch auszeichnen, dass sie
sich auf parallele Entwicklungen in Nachbarwissenschaften und weiteren
kulturellen Bereichen beziehen könnte. Denn die Konjunktur der
Emotionsforschung reicht von handlichen Ratgebern über
allgemeinverständliche Fachbücher bis hin zu hochspezialisierten
Untersuchungen. Prägungen wie 'Emotionale Intelligenz' bzw. 'Emotionale
Kompetenz' bündeln diese Beschäftigung griffig für Zwecke der
Unternehmensberatung ebenso wie für notwendige therapeutische Hilfe.
Es
konnte daher nicht ausbleiben, dass auch Dramen, Romane und Gedichte
als Katalysator von Emotionen in dieses Feld eingebaut wurden. Der
Vortrag wird nicht leugnen, dass das Literarische seit je ein wichtiges
Medium der Darstellung, des Transports und der Erzeugung von Emotionen
ist, aber doch ästhetische sowie durchaus auch ethische Argumente gegen
die Funktionalisierung von Emotionen in Erinnerung rufen und einige der
sprachlichen Verfahren beschreiben, mit denen etwa Romane von J. M.
Coetzee bewusst Empathie verweigern.
Zur Person
Robert
Stockhammer ist seit 2007 Professor für Allgemeine und Vergleichende
Literaturwissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Von
1998-2007 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am ZfL, davon fünf
Jahre als Forschungsdirektor. Er leitete dort u.a. die Projekte AFRIKA ↔ EUROPA. Transporte, Übersetzungen, Migrationen des Literarischen sowie Elemente zu einer kulturwissenschaftlichen Geschichte grammatischer Theorien.
Publikationen (Auswahl):
Kartierung der Erde. Macht und Lust in Karten und Literatur (München 2007), Electric Laokoon: Zeichen und Medien, von der Lochkarte zur Grammatologie (Mithg., Berlin 2007), Exophonie: AndersSprachigkeit (in) der Literatur (Mithg., Berlin 2006), Ruanda. Über einen anderen Genozid schreiben (Frankfurt a.M. 2005), TopoGraphien der Moderne : Medien zur Repräsentation und Konstruktion von Räumen (Hg. München 2005).
Weitere Informationen über Robert Stockhammer