Konferenz
09.10.2014 – 10.10.2014

Epistemologien des Lebens. Jenseits der »zwei Kulturen« 1900/2000

Ort: ZfL, Schützenstr. 18, 10117 Berlin, Trajekte-Tagungsraum 308
Organisiert von Georg Toepfer, Stefan Willer

Programm

Donnerstag, 09.10.2014

14.45–15.00

Georg Toepfer (ZfL): Begrüßung

Moderation: Georg Toepfer

15.00–16.30

  • Johannes Steizinger (Wien): Schlüssel zum Ganzen? Potentiale und Probleme des Begriffs Leben
  • Petra Gehring (Darmstadt): Mensch oder Leben. Sozialdarwinismus zwischen Lebensdiskurs und Anthropologie

17.00–18.30

  • Gerald Hartung (Wuppertal): Vom Lebensproblem her die Gegenwart verstehen. Rudolf Euckens Erfolg als Schriftsteller
  • Tom Kleffmann (Kassel): Theologie des Lebens

Freitag, 10.10.2014

Moderation: Johannes Steizinger

9.30–11.00

  • Hans-Jörg Rheinberger (Berlin): System und Synthese. Historische und aktuelle Überlegungen
  • Thomas Khurana (Frankfurt a.M.): Übergangsobjekt Leben (1800/1900)

11.30–13.00

  • Hans-Peter Krüger (Potsdam): Die Unergründlichkeit des Menschen im globalen Hochkapitalismus. Plessners anthropologische Gegenwartsdiagnose
  • Katrin Solhdju (ZfL): Eine pragmatistische Version des Vitalismus? Zum Verhältnis von Epistemologie und Ethik des Lebendigen

Moderation: Stefan Willer

14.30–16.00

  • Daniel Weidner (ZfL): »Mehr-Leben«, »Mehr-als-Leben«. Georg Simmels Metaphorologie des Lebens
  • Herbert Kopp-Oberstebrink (ZfL): Leben. Kontexte und Funktionen eines Begriffs in der philosophischen Arbeit Ernst Cassirers

16.30–18.00

  • Ronja Tripp (Frankfurt O.): Leben in Bildern, oder: das »verstandene Lebensbild« um 1900. Zu bild- und wissenschaftstheoretischen Reflexionen bei Wells, Wittgenstein und Peirce
  • Matthias Dreyer (Frankfurt a.M.): Live Art–Genealogie und Kritik des Lebendigen im Theater

18.30

David Wagner (Berlin): Lesung aus Leben
(Berlin: Rowohlt 2013, 978-3-498-07371-8)

 

 

Die Lebenswissenschaften verändern unsere Lebenswelt. Durch die technologische Anwendung in Medizin, Pharmakologie oder Landwirtschaft entfalten die life sciences eine historisch neuartige praktische Wirkung. Dieser wirkungsvolle Praxisbezug hat epistemologische Konsequenzen: Der Einfluss der lebenswissenschaftlichen Forschungen auf die Möglichkeiten und Grenzen sowohl der kollektiven als auch der individuellen Lebensführung befördert nicht nur eine Hegemonie des Biologischen, sondern auch eine Entgrenzung des Begriffs Lebenswissenschaft. So erscheint die naturwissenschaftliche Perspektive unzureichend, um zu bestimmen, was Leben bedeutet.

Vielerorts wird die interdisziplinäre Erforschung des Lebens gefordert und vereinzelt nach einer neuen integrativen Wissenschaft vom Leben jenseits der etablierten Fächergrenzen gerufen. Parallel zu diesen Einsprüchen gegen die einseitige naturwissenschaftliche Bestimmung des Lebens steht die Biologie selbst an einer epistemologischen Schwelle. Mit der Abkehr vom genetischen Reduktionismus geht in der Biologie eine »Ganzheitswende« einher, welche eine neue Form der Lebenswissenschaft hervorbringen könnte. Auf der Tagung wollen wir diesen aktuellen Befund einer ganzheitlichen Tendenz in wissenschaftlichen Diskursen über das Leben kritisch befragen und dabei historische Analysen mit systematischen Problemstellungen verbinden.