Workshop
22.11.2012 – 23.11.2012

Erich Rothacker und die Begriffsgeschichte

Ort: ZfL, Schützenstr. 18, 10117 Berlin, 3. Et., Seminarraum 303
Organisiert von Ernst Müller, Martin Treml
Kontakt: Ernst Müller

Programm

Donnerstag, 22.11.2012
10.30
Ernst Müller (ZfL): Begrüßung/Einführung

Kontinuitäten / Diskontinuitäten
Moderation: Ernst Müller

11.00–12.00
Margarita Kranz (Berlin): Geistige Kontinuität? Rothackers Projekt eines begriffsgeschichtlichen Wörterbuchs von 1927 und dessen Wiederaufnahme 1949

12.00–13.00
Ralph Stöwer (Bonn): Rothackers Kulturphilosophie – biographisch-zeitgeschichtliche Perspektive

Umstrittene Begriffe
Moderation: Falko Schmieder (ZfL)

14.45–15.45
Volker Böhnigk (Bonn): Haltung, Stil, Typus, Kultur. Rothackers begriffsgeschichtlicher Entwurf einer nationalsozialistischen Kulturtheorie

16.15–17.15
Ernst Müller: Stil, Wirklichkeit, Umwelt, Tatsache. Eine Gegenüberstellung von Begriffen Erich Rothackers und Ludwik Flecks

17.45–18.45
Georg Toepfer (ZfL): Biologische Konzepte in Rothackers Anthropologie (Diskussionsvorlage)


Freitag, 23.11.2012

Rezeption / Nichtrezeption
Moderation: Herbert Kopp-Oberstebrink (ZfL)

10.00–10.30
Reinhard Blänkner (Frankfurt O.): Begriffsgeschichte in der Geschichtswissenschaft: Otto Brunner und die ›Geschichtlichen Grundbegriffe‹ (Kurzbeitrag)

10.30–11.30
Guillaume Plas (Nantes): ›Überholt oder unzeitgemäß?‹ Erich Rothackers Nicht- Rezeption in der deutschen Philosophie der unmittelbaren Nachkriegszeit 1945–1965

12.00–13.00
Martin Treml (ZfL): Unter Philologen. Auerbach schreibt Rothacker


Moderation: Ernst Müller
14.00–15.00
Frank Tremmel (Hamburg): Natur in Begriffen. Erich Rothackers Kulturanthropologie als Semantik der ›existentiellen Reduktion‹

15.00–16.00
Herbert Kopp-Oberstebrink: »Anthropological turns«? Erich Rothacker, Hans Blumenberg und die Problematik der Wende zur Anthropologie. Kritische Überlegungen unter besonderer Berücksichtigung der Spätphilosophie Ernst Cassirers

16.00–16.30
Abschlussdiskussion

Ende der 1920er Jahre hatte Erich Rothacker das Konzept zu einem kulturphilosophischen Wörterbuch entworfen und dabei versucht, Ansätze der Philosophie, Soziologie, Psychologie, Kunstwissenschaft, Geschichtswissenschaft, Anthropologie und Biologie miteinander zu verbinden. Zur Realisierung des Wörterbuchs suchte Rothacker unter anderem die Zusammenarbeit mit der Kulturwissenschaftlichen Bibliothek Aby Warburgs sowie mit Ernst Cassirer und dessen Schüler Joachim Ritter und Raymund Klibansky. 1933 stellte Rothacker seine ›Deutsche Kulturanthropologie‹ in den Dienst von Goebbels’ Propagandaministerium. Nach 1945 legte er als einer der einflussreichsten bundesdeutschen Nachkriegsphilosophen die institutionellen Voraussetzungen für die philosophische Begriffsgeschichtsforschung (in der  Mainzer Akademie und der DFG-Senatskommission Begriffsgeschichte sowie mit dem Archiv für Begriffsgeschichte).
Der Workshop, eine erste wissenschaftliche Tagung zu Rothacker überhaupt, möchte die aktuellen, zumeist archivgestützten Arbeiten zu Biographie und Werk miteinander ins Gespräch bringen und mit Forschungen zur sogenannten Ersten Kulturwissenschaft und zur Geschichte der Begriffsgeschichtsforschung am ZfL zusammenführen. (Die ausführlichen Entwürfe Rothackers zu einem kulturphilosophischen begriffsgeschichtlichen Wörterbuch werden im Herbstheft 2012 des Archivs für Begriffsgeschichte von Margarita Kranz veröffentlicht.)

Im Mittelpunkt unseres Workshops wird in interdisziplinärer und durchaus aktueller Perspektive das Problemdreieck stehen, dass aus Begriffsgeschichte, Kulturphilosophie/Interdisziplinarität und den Zäsuren 1933/1945/1949 besteht. Zu fragen ist, ob und wie diese Zäsuren Einfluss auf die Begriffsgeschichtsforschung hatten.
Ist es Zufall, dass die drei einflussreichsten Philosophen und Protagonisten der Begriffsgeschichte der frühen Bundesrepublik (Rothacker, Hans-Georg Gadamer, Joachim Ritter) zugleich auf unterschiedliche Art in den Nationalsozialismus verstrickt waren?
Gibt es Parallelen der Entwicklung der Begriffsgeschichte mit der Historiographie (von Carl Schmitt, Otto Brunner und Werner Conze bis Reinhart Koselleck)?
Wie konnte aus einer eher ressentimentgeladenen Sicht auf die Moderne eine heute geradezu als klassisch geltende Methode der Fachgeschichts- und Moderneforschung hervorgehen?
Schließlich: Wie verhalten sich diese Konzepte zu heutigen Versuchen, Begriffsgeschichte kulturwissenschaftlich und interdisziplinär zu denken?

Um die Diskussion zu intensivieren, werden im Vorfeld der Tagung Thesenpapiere der Vortragenden ausgetauscht und im e-Journal Forum Interdisziplinäre Begriffsgeschichte veröffentlicht.

Gäste, die bislang noch nicht am Forum Begriffsgeschichte teilgenommen haben, werden gebeten, sich für die Tagung anzumelden.