Vortrag
22.01.2018 · 18.30 Uhr

Eva Geulen: Epischer Rhythmus in Anschluss an August Wilhelm Schlegel

Ort: LMU Center for Advanced Studies, Seestraße 13, 80802 München

Abendvortrag im Rahmen des Workshops Bindeformen der Prosa an der LMU München

Wo immer es um bewusste Formung von Prosa geht, stehen Fragen der Bindung und Verknüpfung zur Diskussion. Dass Prosa eine freie bzw. ungebundene Rede ist, bedeutet nicht, dass sie sich – wie es bei Cicero heißt – »verflüchtigt und verirrt«; vielmehr weiß sie sich »auch ohne Fesseln selbst das rechte Maß zu setzen«. Die antike Rhetorik interessierte sich in diesem Zusammenhang vor allem für den Periodenbau und den Prosarhythmus. Grundsätzlich operieren die literarische Prosa und zum Teil auch die Sachprosa bis heute mit diesen rhetorischen und poetischen Typen der (Selbst-)Bindung. Doch wurde deren Spektrum im Lauf der Entwicklung neuer Gattungen der Erzählprosa, neuer Textsorten der Kritik, des Kommentars, des Essays, der Geschichtsschreibung usw. und neuer, reflexiver Darstellungsverfahren erheblich erweitert.

Eva Geulen ist Direktorin des ZfL, Vorstandsmitglied der Geisteswissenschaftlichen Zentren Berlin und Professorin für europäische Kultur- und Wissensgeschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin.