Eva Geulen: Was war die ›ganze‹ Natur? Von Herder bis Haraway
Sommerkurs 2021 der Klassik Stiftung Weimar im Wielandgut Oßmannstedt
Leitung: Eva Geulen
Mit dem Anthropozän und den jüngsten Entwicklungen im Bereich der Digitalität steht die moderne Leitunterscheidung zwischen Kultur und Natur neu und radikaler auf dem Prüfstand. Die im 18. Jahrhundert folgenreich von Kant gezogene Grenze war allerdings damals noch durchlässig genug für vielfältige Interferenzen und Dialektiken, besonders prominent in der Ästhetik seit Baumgarten und im Bildungsbegriff. Aber die beträchtlichen Spielräume dieses Dualismus sind in jüngster Zeit so geschrumpft, dass manche eine »Ökologie ohne Natur« (Morton) fordern, andere eine umfassende Kulturalisierung als Zug der Zeit ausmachen (Reckwitz) und wieder andere eine neue Idee des Terrestrischen einfordern (Latour). Environmental Humanities, Eco-Criticism, Animal und Plant Studies bezeugen, dass sich unser Blick auf die klassisch-romantische Epoche unter dem Eindruck gegenwärtiger Krisen und Umbrüche verändert hat, uns manches ferner, anderes überraschend nahe gerückt ist. Wir werfen einen Blick zurück auf klassische Texte jener Zeit, in denen es um die Nahtstellen zwischen menschlicher und nicht-menschlicher Natur geht, und konfrontieren sie mit jüngeren Überlegungen.
Informationen zur Bewerbung (Frist: 30.06.2021)
Die Literaturwissenschaftlerin Eva Geulen ist die Direktorin des ZfL, Vorstandsmitglied der Geisteswissenschaftlichen Zentren Berlin und Professorin für europäische Kultur- und Wissensgeschichte am Institut für Kulturwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin.