Vortrag
12.09.2023 · 13.00 Uhr

Henning Trüper: Binnenmeere und humanitäre Raumordnung: Zur Geschichte der Seenotrettung

Ort: Forschungsdepot, Eichstraße 13, 27572 Bremerhaven / online via Zoom

Vortrag im Rahmen der Internationalen Vortragsreihe Ocean Humanities am Deutschen Schiffahrtmuseum | Leibniz-Institut für Maritime Geschichte in Bremerhaven

Ausgangspunkt des Vortrags sind Überlegungen über die gleichzeitige Entstehung nationaler (oder quasi-nationaler) Seenotrettungsgesellschaften in Großbritannien und den Niederlanden im März bzw. November 1824. Meist wird dieser Vorgang als direkter Transfer aufgefasst. Es handelt sich jedoch allenfalls um einen indirekten Transfer, dessen Richtung auch keineswegs eindeutig ist, sondern der vielmehr einen Raum von wechselseitigen Beziehungen belegt. Dieser Raum ist für die Entstehung einer moralischen Kultur der humanitären Seenotrettung von unabdingbarer Bedeutung. Aus diesem Befund ergeben sich zwei Fragen, die der Vortrag zumindest im Ansatz zu beantworten versucht, nämlich erstens die nach dem Verhältnis des abstrakten Raums kultureller (diskursiver und praktischer) Beziehungen zum physischen maritimen Raum der Binnensee zwischen England und Holland. Und zweitens die Frage nach der Bedeutung dieser Problemlage für eine breiter gefasste Geschichte der Entstehung humanitärer Bewegungen. Indem die Verbindungslinien (ebenso wie manche Absetzbewegungen) zwischen Seenotrettung und Abolitionismus herausgearbeitet werden, ergibt sich dabei eine Perspektive auf den Zusammenhang einer Kulturgeschichte des Moralischen mit der Frage nach der Ordnung maritimer Räume. Dieser Zusammenhang bildet sich auch in der Geschichte der rechtlichen Bestimmungen maritimer Lebensrettung ab.

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Der Historiker Henning Trüper ist stellvertretender Direktor des ZfL, Ko-Leiter des Programmbereichs Theoriegeschichte und leitet das Projekt Archipelagische Imperative. Schiffbruch und Lebensrettung in europäischen Gesellschaften seit 1800.