Buchvorstellung mit Diskussion
09.05.2008 · 22.00 Uhr

1968 – zum Nachleben und Erbe einer Generation

Ort: ZfL, Schützenstr. 18, 10117 Berlin, 3. Et., Trajekte-Tagungsraum 308
Organisiert von Stefan Willer

Programm

Vierzig Jahre danach streitet man sich um die Deutungshoheit über 1968, wie immer dann, wenn eine Generationskohorte ihr historisches und kulturelles Erbe zähneknirschend der Nachwelt überantworten muss. Die Mühlen der Geschichte haben 1968 längst zu einem Erinnerungsort, einer Chiffre abstrahiert. Schon auf dem "Erinnerungsmarkt 1988" nahm Klaus Briegleb die Konjunktur des "Zahlensymbols '1968'" wahr, und Peter von Becker konstatierte ein Jahrzehnt danach, 1968 sei "zu einem unscharfen Schlagwort geworden, das einen zu Dreivierteln verblichenen Zeitgeist, ein nicht sehr genau bestimmtes historisches Datum und, erweitert um das Attribut Bewegung, eine ganze (halbe?) Generation bezeichnet."

Heute, wiederum ein Jahrzehnt später, erweist sich die Jahreszahl noch immer als Reizwort. Manches wird erst aus der Distanz klarer sichtbar, Anderes verschwimmt im Nebel nostalgischer Verklärungen oder polemischer Ausfälle. Die Selbsthistorisierung der sich nun zur Ruhe setzenden Generation muss sich zunehmend Zwischenrufe ihrer Nachkommen gefallen lassen. Das kann für die 68er nicht ohne Schmerzen abgehen, besonders dann nicht, wenn Verballhornungen und Überzeichnungen genutzt werden, um sie als APO-Opas und – ausgerechnet deren Vorwurf an die eigene Eltern- und Kriegsgeneration zitierend – 'Ewig Gestrige' vorzuführen.

Anlässlich des Erscheinens der Anthologie 1968. Kurzer Sommer – lange Wirkung. Ein literarisches Lesebuch, hg. von Andreas Pflitsch und Manuel Gogos, dtv 2008, lesen die Autoren Emine Sevgi Özdamar und Moritz Rinke und diskutieren mit den Herausgebern über Nachleben und Erbe der 68er.