Mittwochsvortrag
22.05.2024 · 18.30 Uhr

Karin Harrasser (IFK Wien): Wie Gegenentkommen? Nachdenken über Kolumbiens Friedensprozess

Ort: Leibniz-Zentrum für Literatur- und Kulturforschung, Eberhard-Lämmert-Saal, Eingang Meierottostr. 8, 10719 Berlin
ZfL-Projekt(e): Indigene Epistemologie*

In dem Vortrag wird entlang eigener Aufzeichnungen zum kolumbianischen Friedensprozess über die Rolle nachgedacht, die diejenigen, die von solchen Konflikten nicht existenziell betroffen sind, in ihrer Bearbeitung spielen können. Das Besondere an der kolumbianischen Situation ist, dass die als Postkonflikt bezeichnete Phase von vielen als Fortsetzung des Bürgerkriegs unter neuen Vorzeichen wahrgenommen wurde. Historische Wahrheitssuche, juristische Aufarbeitung und Kulturarbeit standen und stehen im Zeichen eines »gewalttätigen Friedens«. Die Zusammenarbeit mit der kolumbianischen Wahrheitskommission, aber auch mit Kulturschaffenden und NGOs hat die eigene Wahrnehmung für die Abgründe ungleich verteilter Vulnerabilität geschärft, aber auch aufgezeigt, dass Nichtschreiben keine Option ist, wenn man sich einmal rekrutieren hat lassen. Wie also gegenentkommend schreiben?

 

Karin Harrasser ist Professorin für Kulturwissenschaft und Vizerektorin für Forschung an der Kunstuniversität Linz und interimistische Direktorin des Internationalen Forschungszentrums Kulturwissenschaften/Kunstuniversität Linz in Wien. Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Wien und der Kunsthochschule für Medien Köln, habilitierte sich an der Humboldt-Universität zu Berlin und hatte verschiedene Gastprofessuren in Deutschland und Kolumbien inne. Neben ihren wissenschaftlichen Tätigkeiten ist sie auch an künstlerisch-kuratorischen Projekten beteiligt. Sie forscht unter anderem zu asymmetrischen Kulturtransfers zwischen Europa und Südamerika und dem Verhältnis von Globalisierung und Zeitgeschichte.

Publikationen (Auswahl):

  • Gegenentkommen. Beobachtungen zur kolumbianischen langen Gegenwart. Berlin: Matthes & Seitz 2023
  • Surazo. Monika und Hans Ertl: Eine deutsche Geschichte in Bolivien. Berlin: Matthes & Seitz 2022
  • Prothesen. Figuren einer lädierten Moderne. Berlin: Vorwerk 8 2016
  • Körper 2.0. Über die technische Erweiterbarkeit des Menschen. Bielefeld: transcript 2013