Religion und Repräsentation
Programm
Kulturwissenschaftliche Forschung zur Religion versteht diese nicht nur als ›Kontext‹ (Hintergrund, Supplement oder Surplus) anderer kultureller Praktiken oder Zeichensysteme, sondern als deren integraler Teil: Religion existiert in kulturellen Formen und ist kulturell ausgesprochen produktiv, indem sie etwa Medienverbünde und Darstellungsformen entwickelt, die auch in der säkularen Moderne eine zentrale Bedeutung haben. Umgekehrt sind kulturelle Formen oft religiös besetzt, etwa wenn in aktuellen wie historischen Debatten über Repräsentation auf religiöse Modelle wie die Eucharistie, die Ikone oder das Bilderverbot zurückgegriffen wird.
Religion und Repräsentation sind daher nicht als feste Größen zu fassen, sondern als Problemanzeigen, die sich gerade durch ihre wechselseitige Bezogenheit erhellen können. So kann etwa die dogmatische und essentialisierende Rede von ›der‹ Religion (›dem‹ Monotheismus, ›dem‹ Islam usw.) ersetzt werden durch eine Untersuchung von hybriden Religionskulturen. In diesen mischen sich nicht nur verschiedene religiöse Traditionen oder Konfessionen, sondern sie verbinden sich auch mit anderen kulturellen Registern wie Politik, Ethik oder Recht. Auch ›Repräsentation‹ lässt sich weniger als analytische Kategorie denn als Verhandlungsfeld begreifen, auf dem fortwährend über das Verhältnis verschiedener Medien und Epistemologien gestritten wird: über das Verhältnis von Darstellung und Abbildung, von Produktion und Performanz, Präsenz und Repräsentation.
Diese doppelte Hybridität gilt es produktiv zu machen. Anstatt scharf zu unterscheiden oder eindeutige Geschichten zu erzählen, achtet kulturwissenschaftliche Forschung auf das Uneindeutige, Vielschichtige, Plurale: etwa auf das Nachleben religiöser Figuren in scheinbar säkularen Kontexten oder auf Phänomene, bei denen nicht mehr entscheidbar ist, ob sie ›noch‹ (oder ›schon wieder‹) religiös sind oder nicht. Gerade solche Übergangs- und Schwellenphänomene erlauben es, die Komplexität der kulturellen Wirklichkeit lesbar zu machen.
- Workshop: Religion and Law. Religious Difference and the Problem of Religious Neutrality in Democratic Legal Cultures (28.–29.05.2013)
- Symposium: überZEUGEN. Die Produktion von Gewissheit und ihre Akteure (30.–31.05.2013)
- Workshop: Teatro Sacro. Theatralisierung des Fronleichnams. Räume – Formen – Medien sakramentaler Ostentation (01.06.2013)
- Workshop: Leo Strauss und die Erneuerung der ›Querelle des Anciens et des Modernes‹. Politische Philosophie zwischen Athen und Jerusalem (20.–21.06.2013)
- Workshop: Öffentliche Trauer zwischen Familie, Ritual und Staat (12.–13.07.2013)
- Veröffentlichung: Herbert Kopp-Oberstebrink/Martin Treml (Hg.), Hans Blumenberg – Jacob Taubes. Briefwechsel 1961–1981 und weitere Materialien, Berlin: Suhrkamp Verlag, erscheint im Sommer 2013
- 3. Internationale Sommerakademie des ZfL: Religion und Repräsentation. Zum Problem der Religionen in kulturwissenschaftlicher Forschung (15.–20.09.2013)