Spaces of Fanfiction
Podiumsdiskussion mit Sébastien François, Anja Schenk, Kaja Skowrońska und Martina Stemberger, moderiert von Nebiha Guiga (in englischer Sprache) in Kooperation mit dem Literaturforum im Brecht-Haus
Was ist Fanfiction? Unter Fanfiction werden literarische Werke verstanden, die ihre Welt, ihre Charaktere oder andere Elemente aus einem bereits existierenden Werk übernehmen sowie deren Geschichte und Themen erweitern oder verändern. Fanfiction kann zum Beispiel die Geschichte einer Figur zwanzig Jahre nach dem Ende des Originals fortsetzen, eine bisher unbekannte Romanze zwischen Figuren erfinden oder ein unbefriedigendes Ende umschreiben. Mit Millionen veröffentlichter Fanfictions auf Plattformen wie Ao3, Fanfiction.net oder Wattpad erlebt die altbekannte Praxis nun durch das Internet einen starken Zuwachs. Zwar wurde Fanfiction lange Zeit gering geschätzt, hat in den letzten Jahren aber an Anerkennung gewonnen – insbesondere durch die Verleihung des Hugo Awards, eines renommierten Science-Fiction- und Fantasy-Preises, an die Plattform Ao3 im Jahr 2019, aber auch durch die Autor*innen der Originalwerke selbst, die immer stärker mit dieser literarischen Form interagieren.
Das Podium untersucht das komplexe Feld von Fanfictions als Raum der kreativen Freiheit wie auch der Reproduktion bestehender Codes, Muster und Ideen. Autor*innen und Forscher*innen verschiedener Disziplinen diskutieren die Konstruktion spezifischer literarischer Codes, digitale Praktiken des sozialen Austauschs sowie die Beziehung von Fanfiction-Autor*innen zu den Autor*innen der Originaltexte. Einen weiteren Schwerpunkt bildet Fanfiction als jugendliche und weibliche Subkultur. Dabei diskutieren die Teilnehmer*innen das Potential von Fanfiction, Repräsentationslücken zu schließen oder Darstellungen zu korrigieren, die von Angehörigen marginalisierter Gruppen als ungenügend empfunden werden.
Die Veranstaltung ist Teil der Reihe Spielräume der Gegenwartsliteratur des Projekts Stadt, Land, Kiez. Nachbarschaften in der Berliner Gegenwartsliteratur am ZfL, die zwischen April und Juni mit verschiedenen Kooperationspartnern in Berlin stattfindet.