Vortrag
09.10.2017 · 19.00 Uhr

Stefan Hirschauer (Mainz): Un/doing Differences statt Diversität. Konzepte der Humandifferenzierung

Ort: ZfL, Schützenstr. 18, 10117 Berlin, Trajekte-Tagungsraum 308

Stefan Hirschauer hat seit 2006 den Lehrstuhl für Soziologische Theorie und Gender Studies an der Universität Mainz inne, vorher war er unter anderem Professor an der LMU München, der Universität Wien und der Cornell University. Er forscht vor allem zu Fragen der Geschlechter- und Wissenssoziologie, aber auch zu qualitativer Methodik und Praxistheorien. Seit 2013 ist er Sprecher der DFG-Forschergruppe 1939 Un/doing Differences. Praktiken der Humandifferenzierung.

Der Vortrag stellt einen theoretischen Rahmen für vergleichende Forschungen zur Herstellung, Überlagerung und Außerkraftsetzung kultureller Humandifferenzierung vor. Dieser Rahmen unterscheidet sich von Prämissen der Konzepte ›Intersektionalität‹ und ›Diversität‹, die ebenfalls für das Denken von Mehrfachzugehörigkeiten vorgeschlagen wurden. Mit dem ›doing’ und ›undoing‹ sozialer Zugehörigkeiten wird deren Konkurrenz und Temporalität ins Zentrum gerückt. Kategorisierungen sind kontingent nicht nur, weil sie sozial hergestellt und aufgebaut werden, sondern auch, weil sie gebraucht, übergangen und abgebaut werden können. Ein jedes ›Doing difference‹  ist eine sinnhafte Selektion aus einem Set konkurrierender Kategorisierungen, die erst einen Unterschied schafft, der einen Unterschied macht. ›Un/doing differences‹ markiert einen flüchtigen Schwebezustand, einen Moment der Ununterschiedenheit und In-Differenz kultureller Unterscheidungen.

Publikationen (Auswahl):

  • Un/doing Differences: Praktiken der Humandifferenzierung (Hg., Velbrück 2017)
  • Ethnografie. Die Praxis der Feldforschung (Ko-Autor, UTB 2015)
  • Theoretische Empirie. Zur Relevanz qualitativer Forschung (Mithg., Suhrkamp 2008)
  • Die soziale Konstruktion der Transsexualität. Über die Medizin und den Geschlechtswechsel (Suhrkamp 1993)

Öffentliche Abendveranstaltung der 7. Internationalen Sommerakademie des ZfL 2017
Genealogien der Diversität. Kontexte und Figurationen eines umstrittenen Konzepts